Unsere heimische

 

Tier- und Pflanzenwelt

 

 


Blauer Rindenpilz
Blauer Rindenpilz

 

Wunderschönes Blau ist sein Kennzeichen

 

Der Blaue Rindenpilz wächst auch in unserer Region – meist versteckt auf der Unterseite des Substrates

 

Region. Der Blaue Rindenpilz (Pulcherricium caeruleum) zählt zu den Pilzen, die einfach zu bestimmen sind. Dazu trägt seine wunderschöne Farbe bei, die im vorliegenden Fall indigo-blau ist. Die Farbnuance kann auch schon mal ins Grau-Blaue reichen, wobei sie dann nicht so schön leuchtend erscheint. Insgesamt reicht seine Farbpalette vom violetten Blau bis hin zum dunklen Blau.

 

Der Fruchtkörper des Blauen Rindenpilzes liegt als wachsweiche Schicht, die glatt bis leicht warzig sein kann, auf dem Subtrat auf. Zunächst bilden sich rundliche Flecken, die nach und nach zusammenwachsen. Dadurch können sich durchaus Gebilde ergeben, die einen Meter lang sind. Zu finden ist der Pilz meist an der Unterseite des Substrates. wobei es sich um Totholz handelt. Befallen werden Laubhölzer, vor allem Eschen, Ahorn, Hasel, Hainbuchen, Eichen und Weiden. Der Pilz kann das ganze Jahr über gefunden werden, bevorzugt aber im Frühjahr, dann wieder, allerdings etwas seltener, im Herbst. Sein Lebensraum sind in erster Linie warme, feuchte Laubwälder / Auwälder. Weltweit ist er zu finden. Bislang wurde der Holzzersetzer (Saprobiont) in unseren Breiten als gefährdet eingestuft, aber aufgrund der Klimaerwärmung rechnen die Mykologen (Pilzkundler) mit einer Ausbreitung des Pilzes.

 

Der Naturkundler Helmut Schwarzer aus Münstermaifeld entdeckte und fotografierte den Blauen Rindenpilz während einer Exkursion im Schrumpfbachtal, das sich von Münstermaifeld-Metternich hinab zur Mosel erstreckt.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Gefingerter Lerchensporn
Gefingerter Lerchensporn
Angebissener Sporn einer Lerchensporn-Blüte
Angebissener Sporn einer Lerchensporn-Blüte

 

Im zeitigen Frühjahr zu sehen

 

Der in unserer Region heimische Gefingerte Lerchensporn zählt zu den Frühblühern

 

Region. Von den bei uns heimischen Lerchenspornarten ist der Gefingerte Lerchensporn (Corydalis solida) die häufigste Art. Daneben sind aber auch der Hohle und der Gelbe Lerchensporn in unserer Region zu finden. Bereits im zeitigen Frühjahr, dann, wenn die Bäume und Sträucher noch unbelaubt sind, treibt die Pflanze aus einer unterirdischen Knolle die Blätter und die Traube mit ca. 10 bis 20 Blüten aus. Bereits im Mai sind die Samen reif. Blätter und Blüten verwelken. In der Knolle sammeln sich Reservestoffe, die den Austrieb der neuen Pflanze im nächsten Frühjahr vorantreiben. Beim Hohlen Lerchensporn ist diese Knolle hohl. In ihr bilden sich ein oder zwei Tochterknollen.

 

Zur Blüte kommen die Jungpflanzen erst nach vier oder fünf Jahren. Nur langrüsseligen Insekten gelingt es, durch die Blüte hindurch direkt an den Nektar zu gelangen. Dieser befindet sich im Sporn des oberen Kronblattes, also verhältnismäßig weit weg von der Blütenöffnung. Aber die kurzrüsseligen Insekten, zu denen auch die Hummeln zählen, sind einfallsreich. Nicht selten beißen sie einfach den Sporn von außen an, um an den süßen Saft zu gelangen. Da soll man jemand sagen, Tiere könnten nicht denken.

 

Sowohl der Gefingerte als auch der Hohle Lerchensporn mögen frische, nährstoffreiche Böden. Das soll aber nicht heißen, dass sie nicht auch an etwas trockeneren Stellen gedeihen. Der Gelbe Lerchensporn wächst unter anderem in Mauerritzen, die am Ufer kleinerer Bäche errichtet worden sind. Der Lerchensporn zählt zur Unterfamilie der Erdrauchgewächse in der Familie der Mohngewächse. Dort, wo er gedeiht, bildet er nicht selten größere Bestände. Das ist oft in Auwaldbereichen der Fall. Die Tragblättchen der Blüten des Hohlen Lerchensporns sind ganzrandig, die des Gefingerten Lerchensporn sind fingerartig zerschlitzt.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio (o.); Helmut Schwarzer (u.).

 


Stinkende Nieswurz
Stinkende Nieswurz

 

21.02.2016

Stinkend in den Frühling

 

Gelbgrüne Nieswurz leuchtet jetzt aus Gebüsch und Wald

 

Region. Spaziergänger, die derzeit in den noch unbelaubten Laubwäldern unserer Region etwas Vorfrühlingsluft schnuppern, fällt sie unweigerlich ins Auge – die Stinkende Nieswurz. Schon von weitem ist die leuchtend gelbgrüne Pflanze zwischen Bäumen oder Sträuchern zu sehen. So wie das Schneeglöckchen, der Seidelbast oder der Lerchensporn zählt die Stinkende Nieswurz zur Gruppe der Frühblüher. Bei günstiger Witterung strecken sie bereits im Februar ihre Blüten den wärmenden Strahlen der Vorfrühlingssonne entgegen. Die mit einem roten Rand versehenen Blüten fallen allerdings kaum auf. So wie die ganze Pflanze sind sie in erster Linie gelblich-grün. Die Samen der Nieswurz tragen ein ölhaltiges Anhängsel, das Ameisen als Nahrung dient. Die Insekten verschleppen die Früchte und tragen auf diesem Wege zur Verbreitung der Pflanze bei.

 

Den Namen hat Helleborus foetidus, so der wissenschaftliche Name, von ihrem unangenehmen Geruch. Dieser macht sich besonders bemerkbar, wenn man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt. Derartige Versuche sollten aber unterbleiben, denn die Pflanze ist giftig. Botanisch Interessierte finden an den Waldrändern des nahegelegenen Nettetales oder des Elzbachtales ausreichend Möglichkeiten, sich die Pflanze mit den unscheinbaren Blüten einmal aus der Nähe anzusehen. Die Stinkende Nieswurz zählt zur Familie der Hahnenfußgewächse. Sie ist verwandt mit der Christrose und der Grünen Nieswurz. Bei der letzteren sind die Blüten flach ausgebildet und tragen keinen roten Rand. In unserer Region ist sie nur sehr selten anzutreffen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Haselnuss
Haselnuss

 

Haselnuss zeigt jetzt ihre Blüten

 

Die männlichen Kätzchen kenn jeder – die weiblichen Blüten erschließen sich nur demjenigen, der genau hinschaut

 

Region. Die Haselnuss zählt zu den sogenannten einhäusigen Pflanzen, d.h., männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale erscheinen getrennt auf ein und derselben Pflanze. Bei den allbekannten Haselnuss-Kätzchen handelt es sich, wenn man so will, um den männlichen Teil der Hasel. Im Winteraspekt sind sie grün, später bräunlich. Zur Blütezeit stäuben sie hellgelb.

 

Das von Helmut Schwarzer gemachte Foto zeigt die weiblichen Blüten der Haselnuss. Siie sehen aus wie Knospen. Zur Blütezeit sind sie nur an den herausragenden, karminroten Narben zu erkennen. Die Blütezeit reicht von Februar (manchmal auch schon ab Januar) bis in den April hinein. Die Haselnüsse können dann ab September gesammelt werden.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Mäusebussard
Mäusebussard

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

24.01.2016

Scharf auf Mäuse

 

Mäusebussarde zählen zu den in unserer Region am verbreitesten Greifvögeln – Sehr variables Gefieder

 

Region. Der Mäusebussard zählt den Greifvögel, die auch in unserer Region häufiger zu beobachten sind. Nicht selten sieht man ihn am Himmel seine Kreise ziehen. Bevor man ihn entdeckt, macht er meist mit dem typischen Hiäääääh-Ruf auf sich aufmerksam. Im Winter sieht man den Bussard häufiger auf Leitpfosten entlang der Straßen, auf Verkehrsschildern oder auch auf Bäumen sitzen, von wo aus er nach Beute Ausschau hält. Auch auf den Feldern ist er zu beobachten, wo er meist von einem etwas erhöhten Punkt aus, das kann ein Maulwurfshügel sein, den Boden absucht. Neben seiner Lieblingsspeise, den Feldmäusen, frisst er auch Insekten und Regenwürmer. Nur in Ausnahmefällen fällt ihm auch schon einmal ein junges Kaninchen oder Junghase zum Opfer. Genau so verhält es sich mit Rebhühnern und Fasanen, die in der Regel nicht zu seinem Beuteschema zählen.

 

Die Landwirte wären gut beraten, wenn sie, statt in großen Mengen Mäusegift zu streuen, den Bussarden Ansitzmöglichkeiten auf ihren Feldern böten, von denen aus die Tiere dem Mäusefang nachgehen könnten. Ein einfaches Dreibein oder in den Boden eingeschlagene Stäbe mit oben angebrachten Sitzstangen sind einfach herzustellen und leicht auf- bzw. wieder abzubauen. Neben den Greifvögel luießen sich auf dieser einfachen Art und Weise etwas für die heimischen Eulen tun, die ebenfalls scharf auf die kleinen Nager sind.

 

Mit Ausnahme des hohen Nordens und Islands sind Mäusebussarde überall in Europa anzutreffen. Der Lebensraum, in dem die Mäusejäger beobachtet werden können, sind offene Landschaften mit Äckern, Wiesen und Felder, Hecken und angrenzendem Wald. Dort baut er seine Horste. Bussarde zählen zu den Teilziehern. Wird es in unserer Region eisig kalt und fällt viel Schnee, weichen die bei uns beheimateten Tiere weiter nach Süden aus. Die jetzt entstandenen Nischen werden dann von Tieren besetzt, die von weiter nördlich zu uns kommen.

 

Bis etwa 60 Zentimeter groß kann ein Mäusebussard werden. Die Flügelspannweite reicht bis etwa 130 Zentimeter. Wenn man dem Vogel fliegend sieht, dann fällt der kurze Schwanz ins Auge, die Flügel sind breit. Beim Segeln werden sie weit ausgespannt und erscheinen brettartig. Das Gefieder des Bussards ist sehr variabel. Es reicht vom dunklen Braun über Hellbraun bis hin zum fast Weiß. Das vorliegende Foto eines Mäusebussards gelang dem Mayener Tierfotografen Josef Drefs.

 

Neben dem Mäusebussard ist in unserer Region in Ausnahmefällen, meist in sehr strengen Wintern, auch der Raufußbussard zu sehen, der aus tief verschneiten nordischen Ländern zu uns kommt. Wie Ewald Lippok, ein kenntnisreicher Ornithologe aus Koblenz mitteilt, zeigt der Raufußbussard einen hellen Kopf, einen dunklen Bauch, einen hellen Schwanz mit dunklen Endbinden sowie befiederte Läufe. Letzteres lasse sich aber nicht immer einwandfrei feststellen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Josef Drefs.

 


Bekassine
Bekassine

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beim Sturzflug wird gemeckert

 

Die Bekassine ist in Deutschland vom Aussterben bedroht – Während der Zugzeit auch in den Thürer Wiesen zu beobachten

 

Region. In früheren Jahren, so ist in der alten Schulchronik einer Maifeldgemeinde zu lesen, brütete die Bekassine auch auf dem Maifeld. In dieser heute durch eine intensive Landwirtschaft gekennzeichneten Region gab es ursprünglich zahlreiche feuchte Stellen, an denen sich der Schnepfenvogel allem Anschein nach wohl fühlte. Doch heute ist die Bekassine auf dem Maifeld wie auch anderswo verschwunden. Die Feuchtgebiete wurden trockengelegt. In der Roten Liste der gefährdeten Tiere von Rheinland-Pfalz wird die Bekassine als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Einigermaßen gute Bestände des Vogels gibt es im Bundesgebiet noch in Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Der Grund für den dramatischen Rückgang der Bestände: Die systematische Zerstörung ihres Lebensraumes. Bekassinen leben auf zumindest zeitweise feuchtem Grünland, in Mooren und auf Riedflächen. Und derartige Lebensräume sind in Deutschland selten geworden. 

 

Kennzeichen der Bekassine ist der für Schnepfenvögel charakteristische lange Schnabel, der kräftig hell und dunkel gestreifte Oberkopf sowie die hellen Längsstreifen auf dem Rücken. Mit dem langen Schnabel stochert sie im Schlamm nach Würmern und anderen Kleintieren. Im Frühling, zur Balzzeit, kann man über den Brutgebieten des heimlich lebenden Vogels die faszinierenden Sturzflüge der Männchens beobachten, die sich aus großer Höhe im Steilflug nach unten stürzen. Dabei spreizen sie die Schwanzfedern, wodurch sich ein meckerndes Geräusch ergibt. Deswegen wird die Bekassine auch Himmelziege oder Meckervogel genannt.

 

Außerhalb der Brutzeit ist der Vogel an Gewässern aller Art anzutreffen, die eine schlammige Uferzone aufweisen. Dazu gehören auch die Thüren Wiesen. Sie sind ein geeigneter Rastplatz für Bekassinen, an dem sie Kraft sammeln können für ihren Flug in die Winterquartiere. Die in Deutschland beheimateten Bekassinen zählen zu den Kurzstreckenziehern. Sie überwintern in Südfrankreich, Spanien oder auch in Portugal. Die vorliegende Aufnahme einer Bekassine gelang dem Naturfotografen Josef Drefs aus Mayen-Hausen in den Thürer Wiesen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Josef Drefs.

 


Der Nette-Wasserfall bei Mayen-Hausen
Der Nette-Wasserfall bei Mayen-Hausen
Im Rauscherpark bei Plaidt/Saffig
Im Rauscherpark bei Plaidt/Saffig
Der Eisvogel findet an der Nette noch geeignete Brut-/Nahrungsräume
Der Eisvogel findet an der Nette noch geeignete Brut-/Nahrungsräume
Auch die Wasseramsel kommt an der Nette noch vor
Auch die Wasseramsel kommt an der Nette noch vor
Das Landkärtchen, hier die Sommerform, ist einer der zahlreichen Schmetterlingsarten, die im Nettetal zu finden sind
Das Landkärtchen, hier die Sommerform, ist einer der zahlreichen Schmetterlingsarten, die im Nettetal zu finden sind

 

06.12.2015

Im Tal der Nachtigallen

 

Das NSG Nettetal zwischen Mayen und Plaidt ist von einer großen Vielfalt gekennzeichnet

 

Region. Egal, ob Eisvogel, Orchideen oder Schmetterlinge: Naturliebhaber, die im Nettetal unterwegs sind, um die heimische Flora und Fauna kennenzulernen, werden immer fündig. Neben einer großen Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist das wildromantische Bachtal aber auch wegen seiner landschaftlichen Schönheiten bei Wanderern und Naturfreunden sehr beliebt.

 

Über alle Jahreszeiten hinweg lohnt es sich, das Tal aufzusuchen. Ganz egal, ob man sich auf Vertreter der Vogel- oder Insektenwelt konzentrieren möchte oder auf die floristischen Besonderheiten, jeder wird in dem Bachtal fündig. Auch bei Liebhabern heimischer wildwachsender Orchideen hat sich das Nettetal einen Namen gemacht. Mindestens ein halbes Dutzend verschiedene Arten sind während der Sommermonate dort zu finden. Und ein großer Bestand der Küchenschelle zieht bereits im zeitigen Frühjahr Naturfreunde in ihren Bann. Bekannt ist das Nettetal auch wegen seiner Vorkommen der Nachtigall. Im Frühjahr bietet sich hier vielerorts die Möglichkeit, diesem virtuosen Sänger zu lauschen.

 

Aber man muss nicht immer hinter den floristischen oder faunistischen Seltenheiten her sein. Sich einfach für ein paar Stunden der Natur hingeben – ja, auch das geht. Gelegenheiten, sich irgendwo ein verschwiegenes Plätzchen auszusuchen, an dem man seinen Gedanken nachgehen kann, gibt es viele im Nettetal. Für passionierte Wanderer ist das Netteetal ohnehin ein geeigneter Ort, seinem Hobby zu frönen. Außer dem Traumpfad „Nette-Schiefer-Pfad“, der in Trimbs seinen Ausgangspunkt hat, gibt es zahlreiche andere verschwiegene Pfade, auf denen es sich lohnt, entlang zu laufen. Nicht vergessen darf man bei der kurzen Beschreibung des Tales auch die geologischen Gegebenheiten, die es Interessierten ermöglichen, Zeugnisse erdgeschichtlichen Geschehens hautnah in Augenschein zu nehmen.

 

Hier bietet sich unter anderem der Rauscherpark bei Plaidt/Saffig, in unmittelbarer Nachbarschaft des Vulkanpark-Infozentrums, zur Erkundung an. Dort bahnt sich die Nette über mächtige Basaltbrocken hinweg ihren Weg. Diese stammen von einem Lavastrom, der vor rund 200.000 Jahren von den Wannenköpfen aus seinen Anfang nahm. Die Vulkangruppe ist zwischenzeitlich dem Gesteinsabbau zum Opfer gefallen. Hartmut Knöffel, Mitglied des NABU Mayen und Umgebung und begeisterter Naturfotograf, war mit seiner Kamera im Tal der Nette unterwegs. Dabei hat er die oben zu sehenden ausdrucksstarken Fotos machen können.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio.

Bild: NABU/Hartmut Knöffel; NABU/Franz-Josef Dosio (u.).

 


Die Aufnahme zweier Hohltauben gelang dem Mayener Fotografen Josef Drefs unweit der Thürer Wiesen
Die Aufnahme zweier Hohltauben gelang dem Mayener Fotografen Josef Drefs unweit der Thürer Wiesen

 

22.11.2015

Grünlich schimmernde Halspartien sind ihr Erkennungsmerkmal

 

Die Hohltaube mag Wälder mit Altholzbeständen in denen sie Nisthöhlen findet

 

Region. Die Hohltaube ähnelt in ihrem Aussehen einer grauen Haustaube, zeigt aber in den Flügelbereichen und am Bürzel nie weiße Zonen. Der Rücken ist einheitlich grau. Die Kehle und die Brust haben eine leicht wein-rötliche Färbung. Beim Flug sind auf den Flügeln zwei kurze, schwarze Binden zu sehen. An den Halsseiten befinden sich sowohl beim erwachsenen Weibchen als auch beim Männchen glänzend grüne Partien. Diese sind das eigentliche Erkennungsmerkmal der Taube.

 

Hohltauben sind Höhlenbrüter. So verwundert es nicht, dass sie in erster Linie in Wäldern beobachtet werden kann, in denen es noch Bäume mit Höhlen gibt. Dort, wo der Schwarzspecht derartige Nisthöhlen in das Holz gezimmert hat, dort zählt auch die Hohltaube zu den Nachmietern. Die Höhlen des Spechtes entsprechen ihrer Größe nach genau den Bedürfnissen der Hohltauben. Sie nimmt auch gern Nistkästen an, die in etwa eine gleich große Brutfläche bieten. In unserer Region sind Hohltauben von etwa März bis Oktober zu sehen. Die Wintermonate über sind sie in West- oder Südeuropa, wo die Witterung milder ist. Der Brutzeitraum dauert von etwa März bis September. Die weißen Eier werden in den Höhlen abgelegt. Als Unterlage dienen ein paar Reiser und Blätter. Die Balz wird mit Verbeugungen des Täuberichs vor der Taubendame eingeläutet. Vor der Paarung wird geschnäbelt und das Gefieder gekrault. Männchen und Weibchen kümmern sich gleichermaßen um das Brüten und die Aufzucht des Nachwuchses. Zwei bis dreimal im Jahr wird gebrütet. Der Ruf der Hohltaube ist unverwechselbar; er klingt etwa wie „hu-ruu“.

 

Mit dem Aufkommen der Wirtschaftswälder ging auch der Bestand der Hohltauben merklich zurück. Dies hat sich leicht gebessert, da die Förster heute auch wieder Altholzbestände in ihren Revieren dulden. Hohltauben ernähren sich in erster Linie von Sämereien, Insekten, Schnecken und Beeren.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Josef Drefs.

 


Krause Glucke, auch Fette Henne
Krause Glucke, auch Fette Henne

 

08.11.2015

Kiefern mag sie besonders gern

 

Die Krause Glucke ist bei Pilzsammlern ein beliebtes Objekt der Begierde

 

Region. Die Krause Glucke, auch Fette Henne genannt, ist bei Pilzsammlern ein geschätzter, ergiebiger Speisepilz. Vorwiegend zu finden ist er an Kiefern. Befällt er noch nicht schadhafte Bäume, dann gilt er als Holzzerstörer, der die Braunfäule hervorruft. Wenn er einen Kiefernstubben als Substrat nutzt, dann gilt er als Folgezersetzer. Bis zu fünf Kilogramm schwer werden kann der Pilz auf die Waage bringen, manchmal sogar noch mehr. Ältere Pilze, die schon eine bräunliche Färbung angenommen haben, sollten nicht geerntet werden, denn sie schmecken bitter und können Verdauungsbeschwerden hervorrufen.

 

Der Fruchtkörper ist zunächst weißlich, wechselt dann ins ockergelbe und nimmt schließlich eine bräunliche Farbe an. Nach der Ernte sollte man die Glucke unter reichlich fließendem Wasser reinigen, zunächst eventuell kopfüber in einer mit Wasser gefüllten Schüssel vorreinigen. Bewährt hat sich auch das Schneiden in Scheiben, denn dann lässt sich das „Innenleben“ in Form von Ameisen, Spinnen oder auch Sand am besten beseitigen. Manche Pilzliebhaber rösten die Krause Glucke mit Speck und Ei in der Pfanne, andere machen eine Suppe aus ihm, quasi als Nudelersatz.

 

Kennzeichnend für den Pilz sind die gekräuselten, abgeflachten und verbogen-verdrehten Äste. Wie bereits erwähnt, wächst er vor allem an Kiefern. Seltener ist er an Douglasien, Lärchen, Tannen oder Fichten zu finden. Dort wo er wächst, ist er meist mehrere Jahre zu sehen. Wenn er sorgfältig geerntet wird, dann wächst er nach. Sein Geschmack ist nussartig. Seine Hauptwuchszeit reicht von Juli bis in den Dezember hinein, wobei der September und Oktober die besten Zeiten sind, den Pilz zu sammeln.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 

Deutscher Fransenenzian
Deutscher Fransenenzian

 

01.11.2015

Enzian fühlt sich in der Eifel wohl

 

Der Deutsche Fransenenzian mag lehmige, kalkreiche Böden – auf Magerrasen zu finden

 

Region. In der Eifel gibt es ihn noch: den Deutschen Fransenenzian (Gentianella germanica), der auch Deutscher Kranzenzian genannt wird. Die hübsche Pflanze mit den violetten Blüten mag nicht zu trockene, kalkreiche, humose Böden. Zu finden ist er in der Eifel vornehmlich auf Magerrasen. Seine Blütezeit reicht etwa von August bis Oktober. Zehn bis 50 Blüten zieren die Wildblume. Der Stängel ist meist rötlich überlaufen und im oberen Bereich verästelt. Sie kann eine Wuchshöhe bis etwa 30 Zentimeter erreichen.

 

Nicht jeden lässt der Enzian an seinen Nektar ran. Weil der Zugang zu ihm durch einen feinen, franseligen (Schuppen)Haarkranz verschlossen ist gelingt es nur langrüsseligen Insekten, an den begehrten „Kraftstoff“ zu kommen. Aber dumm sind die kurzrüsseligen Insekten, die es auf den Nektar abgesehen haben, nun auch nicht. Denen, die ein entsprechend starkes Mundwerkzeug haben und naschen wollen, beißen einfach an der Seite der Kronröhre ein Loch hinein, um dem Nektar auf dieser Art und Weise habhaft zu werden. Das kommt also gewissermaßen einem Einbruch-Diebstahl gleich, der jedoch, würde hier das menschliche Strafrecht angewendet werden, nur als minderschwer, gewissermaßen als  Mundraub „geahndet“ werden würde.

 

In Rheinland-Pfalz ist der Deutsche Enzian in der Kategorie 3 eingestuft, was einem „Gefährdet“ gleichkommt. Verständlich, dass er unter Schutz steht. Eine intensive Beweidung, ein Düngereintrag oder auch die Verbuschung von Magerrasen können durchaus dazu beitragen, dass der Enzian nach und nach verschwindet.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Nicht jeder Jungigel benötigt im Herbst menschliche Hilfe
Nicht jeder Jungigel benötigt im Herbst menschliche Hilfe

 

25.10.2015

Nur wenige Jungigel benötigen im Herbst Hilfe

 

Naturnahe Gärten bieten dem Stachelträger gute Überlebensmöglichkeiten

 

Region. Der Igel ist unter den Säugetieren Mitteleuropas der einzige Stachelträger. In früheren Zeiten war er in vielen Gärten zu Hause. Doch das hat sich zwischenzeitlich geändert. Die Bestände der Igel sind in manchen Regionen beinahe zum Erliegen gekommen. Sterile, aufgeräumte Gärten ohne Laub- oder Reisighaufen, ohne Wildblumenenwiese, dafür aber mit viel Chemieeinsatz, bestimmen heute auch die Gartenanlagen der Dörfer. Das bekommt den Igeln überhaupt nicht. Hinzu kommt der Straßenverkehr, dem jährlich viele tausend Tiere zum Opfer fallen. Die Angewohnheit, sich bei Gefahr zusammenzurollen, die bei seinen Fressfeinden Erfolg hat, ist beim Herannahen eines Autos allerdings nutzlos. Aber auch der Uhu, der in unserer Region wieder vielerorts nächtliche Jagdausflüge unternimmt, und sich dabei auch nicht scheut, Dörfer aufzusuchen, kann Igelpopulationen durchaus zum Erlöschen bringen. Das Stachelkleid ist für die Großeule kein Hindernis. Mit seinen mächtigen Krallen durchdringt er das Schutzkleid des Säugers, ohne sich an den spitzen Stacheln zu verletzen. Regenwürmer, Raupen und Käfer sind die Hauptnahrung der Igel. Bis zehn Zentimeter tief kann der Igel im Erdboden kriechende Beutetiere riechen. Gerät ihm ein Vogelgelege vors Maul, dann macht er sich über die Eier her, Nacktschnecken verschmäht er ebenfalls nicht.

 

Sobald die Tage frostiger werden, zieht sich der Igel in sein Winterquartier zurück, dass ist ein Nest aus Laub und Gras. Es kann versteckt unter Laub- oder Reisighaufen liegen oder unter Heckenstreifen mit dicht herabhängenden Zweigen. Bis April zehrt er dann von seinem im Herbst angefressenen Fettpolster. Störungen können dazu beitragen, dass dieses Polster frühzeitig aufgezehrt ist. Der Igel stirbt. Laub- und Reisighaufen sollten deshalb während des Winters nicht umgeschichtet oder verlagert werden. Gleich nach dem Aufwachen im Frühjahr beginnt die Zeit, in der sich Igelmännchen und Igelweibchen näher kommen. Diese Zeit dauert nur wenige Wochen, ansonsten sind die Tiere Einzelgänger. Jungigel kommen meist im Frühsommer zur Welt. Manchmal erfolgt im September ein Zweitwurf. Dann kann es durchaus vorkommen, dass die Jungtiere, wenn ein harter Winter folgt, diesen nicht überleben. Junge Igel werden rund einen Monat lang gesäugt. Mit sechs Wochen sind sie selbstständig. Igel beanspruchen ein Revier mit einem Durchmesser von rund 200 bis 300 Meter. Dieses durchstreifen sie Nacht für Nacht auf der Suche nach Nahrung.

 

Wie man Igeln ein Zuhause bietet und wie man mit Jungigeln, die im beginnenden Winter im Garten oder in der freien Natur vorgefunden werden, umgeht, zeigen die folgenden Links:

NABU: Igelschutz – Unterschlupf im Garten

BUND: Igelschutz – aber richtig

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Josef Drefs.

 


Buchen-Stachelbart, auch Ästiger Stachelbart oder Eiskoralle genannt
Buchen-Stachelbart, auch Ästiger Stachelbart oder Eiskoralle genannt
Riesen-Schirmling, auch als Parasol bekannt
Riesen-Schirmling, auch als Parasol bekannt
Junge Parasole mit ungeöffnetem Hut werden auch Paukenschlegel genannt
Junge Parasole mit ungeöffnetem Hut werden auch Paukenschlegel genannt

 

18.10.2015

Stachelig und selten – riesig und häufig

 

Buchen-Stachelbart und Riesen-Schirmling/Parasol im Porträt

 

Region. Beim Buchen-Stachelbart, auch Ästiger Stachelbart oder Eiskoralle genannt, handelt es sich um einen Pilz, der zwar in Europa weit verbreitet, aber nur selten zu sehen ist. In Rheinland-Pfalz ist er in der Roten Liste unter 1 eingestuft, was einem „vom Austerben bedroht“ gleichkommt. Um so schöner ist es, dass Helmut Schwarzer auf einer seiner Exkursionen ein schönes Exemplar dieses seltenen Pilzes „über den Weg gelaufen“ ist. „Er wächst im Elzbachtal an einer abgestorbenen Buche“, berichtet Schwarzer. Und dieser Wuchsort ist auch typisch für den Stachelbart. Er befällt Totholz, in erster Linie Rotbuchen. Letzten Endes trägt er mit dazu bei, organischen Abfall aus dem Wald zu beseitigen.

 

Bis zu 40 Zentimeter hoch kann der Fruchtkörper werden. Zunächst ist er weiß, später schmutzig gelb. Der Pilz entspringt einem dicken Strunk und verzweigt sich in immer feinere, aufwärts gerichtete Äste. An den Unterseiten sind nach unten gerichtete Stacheln angeordnet. Diese sehen beinahe aus wie kleine Eiszapfen. Zu sehen ist der Pilz, der 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum Pilz des Jahres gekürt wurde, vom Spätsommer bis in den späten Herbst. Als junger Pilz ist er essbar. Aufgrund seiner Seltenheit sollte er aber auf keinen Fall in der Pfanne enden. Neben Rotbuchen befällt der Pilz in selteneren Fällen auch totes Holz von Ulmen, Eschen, Pappeln und Birken.

 

In der Traditionellen Chinesischen Medizin, die in Europa nicht anerkannt wird, gilt der Pilz als ein Vitalpilz. Anwendung findet er unter anderem bei Nervenerkrankungen, Sodbrennen, Magenleiden, Unruhe/Angstzuständen. Ihm werden auch anti-tumoraktive Substanzen zugeschrieben. Wer weiß, vielleicht entdeckt die Wissenschaft eines Tages tatsächlich Stoffe im Stachelbart, die Krankheiten heilen oder lindern können.

 

Entgegen dem Buchen-Stachelbart handelt es sich bei dem Parasol, auch als Riesen-Schirmling bekannt, um einen häufig vorkommenden Pilz in unserer Region. Junge Riesen-Schirmlinge sehen aus wie Paukenschlegel. Nach dem „Aufschirmen“ kann der Hut durchaus einen Durchmesser von 30 Zentimeter erreichen. In der Mitte des Hutes ist ein dunkel abgesetzter Buckel zu sehen. Bei ihm handelt es sich um ein Stück Haut, die nicht aufgerissen ist. Den übrigen Hut zieren sparrige Schuppen, die beim Aufreißen der Haut entstehen. Der Stiel wird bis maximal 40 Zentimeter groß, er zeigt beim ausgewachsenen Pilz eine braune Natterung. Die am Stiel befindliche Manschette ist beweglich.

 

Der Riesen-Schirmling ist essbar. Sein Geschmack ist angenehm nussig. Am besten, man bereitet ihn wie ein Schnitzel zu, wobei größere Stücke paniert und dann gebraten werden. Dabei ist zu achten, dass er gut durchgegart wird, da sonst evtl. Magen-Darm-Beschwerden auftreten können. Der Stiel ist nicht verzehrbar. Riesen-Schirmlinge, die auf Komposthaufen oder im Garten wachsen, sollten nicht gegessen werden. Bei ihnen könnte es sich um den giftigen Gartenschirmling/Gift-Riesenschirmling handeln. Finger weg heißt es auch von kleinen Schirmlingen, unter denen sich eine Reihe tödlich giftiger „Kumpane“ befinden. Aber eigentlich sind sie nicht mit dem großen Schirmling mit seinem schuppigen Hut zu verwechseln. Zu finden sind die Parasole vom Sommer an bis weit in den Oktober hinein in lichten Mischwäldern, an Wald- und Wegrändern sowie auf Wiesen – einzeln oder in Gruppen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer (o.); NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Dem Tierfotografen Hartmut Knöffel gelang die vorliegende Aufnahme einer Wildkatze in freier Wildbahn
Dem Tierfotografen Hartmut Knöffel gelang die vorliegende Aufnahme einer Wildkatze in freier Wildbahn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11.10.2015

Auf leisen Sohlen hinter Mäusen her

 

Die Wildkatze ist eines der faszinierendsten heimischen Wildtiere

 

Region. Mäuse sind ihre Lieblingsspeise. Wenn sie auf leisen Sohlen unterwegs ist, dann müssen die kleinen Nager höllisch aufpassen, sonst ist es um sie geschehen. Sie gehört ohne Zweifel zu den faszinierendsten Wildtieren unserer Heimat. Wegen ihrer heimlichen Lebensweise ist sie den meisten Menschen fremd. Gerade die Eifel ist eine Region, in der sie noch geeignete Lebensräume findet: die Wildkatze.

 

Heimlich, still und leise ist sie in den heimischen Wäldern unterwegs. Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht – und wenn, dann sind es meist Zufallsbegegnungen. Das Leben der Europäischen Wildkatze, auch Waldkatze genannt, spielt sich meist im Verborgenen ab. Vorwiegend ist sie nachts oder in den Dämmerungsphasen am frühen Morgen oder beginnendem Abend unterwegs, um Beute zu machen. Das Hauptkennzeichen des geschickten Mäusejägers ist das dichte Fell mit verwaschener Färbung und der buschige Schwanz, mit einigen schwarzen  Ringen. Er endet stumpf und dunkel. Auffallend ist auch der sich entlang des Rückens erstreckende dunkle Streifen sowie der fleischfarbene Nasenspiegel. Wildkatzen sind etwas größer als eine Hauskatze. Männchen sind durchschnittlich 80 Zentimeter groß, können durchaus aber auch schon mal fast einen Meter erreichen. Weibchen sind etwas kleiner. Männliche Tiere (Kuder) werden bis maximal acht Kilogramm schwer; Weibchen bis ca. fünf Kilo.

 

Auf leisen Sohlen stellt sie in erster Linie ihrer Hauptbeute, der Maus, nach. Darüber hinaus verschmäht sie aber auch keine Vögel, falls es eine Gelegenheit gibt, sie zu erbeuten. Größere Insekten und Eidechsen, Frösche und Kaninchen werden hier und da auch schon mal verspeist. Uhu, Seeadler, Steinadler zählen zu ihren Feinden. Doch die haben es vor allem auf die noch nicht so wehrhaften Jungtiere abgesehen. Auch der Fuchs kann jungen Wildkatzen gefährlich werden. An Alttiere hingegen wagt er sich kaum. Der Hauptfeind hingegen ist, wie in so vielen anderen Fällen auch, der Mensch. Nachdem Wolf und Luchs in den Wäldern verschwunden waren, richtete sich der Blickpunkt der Jäger auf die Wildkatze, die als ein Jagdschädling dargestellt wurde. Um 1900 war das Tier regional durch schießbegeisterte Grünröcke schon ausgerottet. Zudem raubt der Mensch dem Tier durch die Zersiedelung der Landschaften und dem Anlegen immer neuer Verkehrswege, Siedlungen und Freizeiteinrichtungen die Lebensgrundlage. Hinzu kommt die intensive Landwirtschaft, die den Tieren nicht dienlich ist, weil damit ein starker Rückgang des Niederwildes verbunden ist. Heute gibt es noch inselartige Vorkommen, die im Zuge des Projektes Wildkatzensprung des BUND miteinander vernetzt werden sollen. Dies soll durch geeignete Strukturen wie Heckensäume, bewachsene Wegränder und Raine ausgebaut werden. Durch die Verbindung der einzelnen Lebensräume wird den darin lebenden Beständen die Möglichkeit der Kontaktaufnahme untereinander geboten, was unter anderem dem Genaustausch zugute kommt.

 

Wildkatzen sind dort zu finden, wo der Wald noch – oder wieder – naturnahe Zonen aufweist. Vor allem müssen Versteckmöglichkeiten und ruhige Rückzugsgebiete vorhanden sein. Wichtig sind Totholz-Bestandteile, egal, ob stehend oder liegend. Hohle Baumstämme nutzt die Katze gerne, um ihre Jungen darin aufzuziehen. Für das menschliche Auge unordentlich erscheinende Wälder bieten der Katze unter Reisighaufen, Wurzelstöcken, im dichten Brombeergestrüpp oder ähnlichen Strukturren geeignete Versteckmöglichkeiten. Dazu zählt auch eine vielfältige Krautschicht und verschwiegen liegende Lichtungen. Auch Holzpolder werden gern von den Tieren angenommen. In Deutschland gibt es nach Schätzung von Wildbiologen rund 1500 bis 5000 Wildkatzen. In Rheinland-Pfalz schleichen davon zwischen 1000 und 3000 Tieren durch die Wälder, also mehr als die Hälfte des gesamtdeutschen Bestandes. Neben dem Hunsrück, dem Pfälzerwald und dem Taunus gilt vor allem die Eifel hierzulande als ein Wildkatzenland. Hier werden rund 1000 Tiere vermutet. In den Wäldern des vielfältig strukturierten Mittelgebirges findet das Tier noch geeignete Lebensräume und Beute. Außer in Rheinland-Pfalz gibt es u. a. auch Vorkommen im Harz, im Schwarzwald, in Thüringen und im Hainich.

 

Ein Wildkatzen-Kuder durchstreift auf seinen Beutezügen ein Gelände von etwa 4000 Hektar, mehr als doppelt so viel wie eine Katze, die mit bis ca. 1500 Hektar auskommt. Im Januar/Februar ist die Ranzzeit der Wildkatzen, dann macht sich der Kater auf die Suche nach einem paarungsbereiten Weibchen. Die Katze kümmert sich alleine um die Aufzucht der Jungen, die meist im April zur Welt kommen. Wird die Katze mit ihren Jungen in einem Versteck gestört, verbringt sie diese sofort in ein Ausweichquartier. Ab August sind die Jungtiere alleine unterwegs, nachdem sie die Mutter auf Jagdausflügen begleitet und das Jagen erlernt haben. Im Herbst besteht kaum noch ein Kontakt untereinander. Es kommt auch vor, dass sich Wildkatzen mit Hauskatzen paaren. Dann entstehen die sogenannten "Blender". Doch in den weitaus meisten Fällen bleiben die Waldkatzen unter sich, wenn es um das Liebesleben geht.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Hartmut Knöffel.

 


Schmetterlings-Tramete
Schmetterlings-Tramete

 

Schöner Pilz hat es auf Buchen abgesehen

 

Die Schmetterlings-Tramete ist zwar ungenießbar, zählt aber zu den Heilpilzen

 

Region. Die Schmetterlings-Tramete, auch bekannt als Bunte Tramete oder Schmetterlingsporling, gehört zu den häufigsten Porlingen im mitteleuropäischen Raum. Nahezu überall kann der hübsch anzusehende Pilz gefunden werden. Bevorzugt wächst er auf Laubhölzern, vor allem der Buche. Darüber hinaus befällt er auch Eichen, Birken, Hasel, Pappeln und andere Gehölze. Selbst Nadelhölzer meidet er nicht. Und wenn er geeignetes Substrat findet, dann ist er auch außerhalb der Wälder zu entdecken. Typisch für den Pilz sind die flachen Konsolen, die er bildet. Meist tritt er in größeren Gruppen auf. Die Farben des Hutes reichen von hell- bis dunkelbraun, oliv, bläulichen und rötlichen Tönen. Der Zuwachsraum am Rand ist weiß. Auf dem Fruchtkörper sind auch seidig-glänzende, blau-schwarze Zonen zu sehen.

 

Baumstümpfe, gestapeltes Holz oder über eine längere Zeit hinweg liegende Baumstämme befällt er gerne. Dann, wenn er Stützhölzer in Bergwerken oder Holzbalken von Eisenbahnschienen befällt, dann kann er ein gefährlicher Schädlig werden. Die Schmetterlings-Tramete zählt nicht zu den Speisepilzen. Sie gilt als ungenießbar. Dafür aber wird sie insbesondere in der Traditionellen Chinesischen Medizin als ein Heilpilz verwendet. Ein wissenschaftlicher Nachweis für ihre Wirkung liegt angeblich nicht vor. In der Europäischen Union ist dieser Pilz deshalb als Heilmittel nicht anerkannt. Die Extrakte der Schmetterlings-Tramete sollen bei Rheuma lindernd wirken, Milz und Leber stärken, auch bei Krebs, insbesondere Leberkrebs, helfen. Besonders empfohlen werden sie bei Müdigkeit und Infekten der oberen Luftwege.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 

Brombeer-Zipfelfalter
Brombeer-Zipfelfalter

21.09.2015

Grüne Unterflügel machen ihn beinahe unsichtbar

 

Der Brombeer-Zipfelfalter ist nicht selten, wird aber meist übersehen

 

Region. Vorkommen des Brombeer-Zipfelfalters, er wird auch Grüner Zipfelfalter genannt, gibt es beinahe überall in Europa. Sie sind zwar noch recht häufig, lassen sich allerdings aufgrund ihrer vorzüglichen Tarnfärbung gar nicht so leicht entdecken. Oberseits sind die Falter unscheinbar dunkelbraun gefärbt. Unterseits ist die Flügelfärbung grün. Über die Flügel zieht sich unterseits auch oftt eine feine weiße Punktreihe. Die Beine sind schwarz und tragen eine weiße Ringelung.

 

Und diese Färbung trägt dazu bei, dass sie beinahe unsichtbar sind. Lässt sich der Falter nach kurzem Flug in der Vegetation nieder, dann klappt er sofort die Flügel zusammen. Im Grün der Pflanzen ist er dann kaum zu entdecken. Wegen seiner grünen Unterseite, die er bei den zusammengeklappten Flügeln zeigt, sieht er im Gewirr der Vegetation beinahe aus wie ein Blatt. Verstärkt wird das noch durch den rotbraunen Flügelrand.

 

Der Schmetterling fliegt in einer Generation von April bis in den Juli hinein. In günstigen Lagen können durchaus zwei Generationen vorkommen. Dann ist er auch noch im August zu sehen. Sein Lebensraum sind Heiden, Hochmoore, lichte Wälder. Zu beobachten ist er auch auf Waldschneisen und an von der Sonne beschienenen Waldwegen. Auch felsige Lagen und alpine Rasen bis in etwa 2000 Meter Höhe scheut er nicht.  Meist fliegt er eine bestimmte Strecke hin und her, was einer Revierpatrouille gleichkommt.

 

Die Raupen des Brombeer-Zipfelfalters sind dicklich kurz und nur etwa 1,5 Zentimeter lang. Sie sind grün mit oft dunklem Mittelstreifen und schrägen gelben und grünen Abzeichen an den Flanken. Sie leben polyphag, d. h., sie sind nicht nur auf eine Pflanzenart angewiesen, sondern fressen an verschiedenen Pflanzen. U. a. sind sie an Ginster, Geißklee, Brombeeren, Himbeeren, Süßklee und Heidelbeeren zu finden. Kommt es zu zwei Generationen, dann verpuppt sich die Raupe der zweiten Generation im Herbst im Laubstreu unter der Fraßpflanze und überwintert. Im zeitigen Frühjahr schlüpfen dann die Falter.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Bienenfresser in den Thürer Wiesen
Bienenfresser in den Thürer Wiesen

 

15.09.2015

Farbenprächtige Insektenjäger bevölkern die Thürer Wiesen

 

Nach wie vor halten sich in dem vor den Toren Thürs gelegenen Naturschutzgebiet Bienenfresser auf

 

Thür. Bei dem Bienenfresser handelt es sich um einen der farben- prächtigsten Vögel Mitteleuropas. Auch in unserer Region kann der anmutige Vogel seit einigen Jahren beobachtet werden. In der Pellenz hat der Zugvogel geeignete Plätze gefunden, an denen er seine Brutröhren anlegen kann. In ganz Rheinland-Pfalz ist der Vogel mit etwas mehr als 200 Brutpaaren vertreten.

 

Derzeit befindet sich noch immer eine große Zahl der Tiere in den Thürer Wiesen, wie der Tierfotograf Josef Drefs aus Mayen-Hausen zu berichten weiß. Erst heute (15.09.) hat er dort rund 30 Bienenfresser beobachten können. In dem weitläufigen Wiesengelände gehen die Tiere dem Insektenfang nach, um sich Fettreserven anzufressen, bevor sie sich auf die lange und gefahrvolle Reise in ihre Winterquartiere machen, die im südlichen Afrika liegen. Mitte Mai kehren sie dann zu uns zurück, um die neue Brutsaison einzuläuten. Diese dauert bis etwa Ende Juli. Bienenfresser brüten in Kolonien. Ihre Brutröhren, die meist um ein bis eineinhalb Meter lang sind, graben sie in Steilwänden von Sand- oder Kiesgruben. Im Kaiserstuhl bevorzugen sie die dort vorkommenden Lösswände.

 

Die Bienenfresser sind hervorragende Flieger. Wie beispielsweise die Schwalben stellen auch sie im Flug ihrer Beute nach. Dabei handelt es sich neben Bienen auch um Wespen, Hornissen, Libellen, Fliegen, Käfer und Zikaden. Während der Flugpausen setzen sie sich gerne auf herausragende, meist dürre Äste, oder auf Drähte, von wo aus sie nach Beute Ausschau halten. In den Thürer Wiesen treffen sich vermutlich ab August all die Tiere, die in unserer Region brüten. In diesem Jahr waren es weit mehr als 100, die über mehrere Wochen hinweg beobachtet werden konnten. Aufgrund der großen Vorkommen des Indischen Springkrautes das jetzt vornehmlich entlang des Bachlaufs in voller Blüte steht und natürlich viele Insekten anlockt, finden die Vögel dort reichlich Nahrung. Hinzu kommt das noch warme Wetter, das die Tiere dazu animiert, noch hier zu bleiben. Josef Drefs vermutet aber, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis die Vögel verschwunden sind, denn mit den kälter werdenden Tagen werden auch die Nahrungsquellen allmählich versiegen, was dann die Vögel dazu bewegen wird, ihre Reise in den Süden anzutreten.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Josef Drefs.

 


Warzenbeißer-Männchen
Warzenbeißer-Männchen
Warzenbeißer-Weibchen, zu erkennen am Legestachel
Warzenbeißer-Weibchen, zu erkennen am Legestachel
Warzenbeißer-Weibchen bei der Ablage eines Eies
Warzenbeißer-Weibchen bei der Ablage eines Eies

 

Biologischer Bekämpfer von Warzen

 

Der Warzenbeißer profitiert von der Wiederherstellung der Wacholderheiden der Osteifel

 

Region. Die Wiederherstellung der Wacholderheiden der Osteifel geht einher mit der Sicherung von Lebensräumen verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Diese wären mit der immer weiter fortschreitenden Verbuschung der Heideflächen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Einer der von der regelmäßigen Beweidung und maschinellen Freistellung der Heideflächen profitiert, ist der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus). Bei diesem Vertreter der Laubheuschrecken-Familie handelt es sich um eine der größten heimischen Heuschrecken überhaupt.

 

Das Männchen erreicht eine Körpergröße von rund 40 mm, das Weibchen wird mit fast 45 mm noch etwas größer. In etwa ist es so groß wie das Grüne Heupferd, das die meisten von uns kennen. Aufgrund der kürzeren Flügel wirkt es allerdings etwas kleiner. Die Fühler des Warzenbeißers sind ungefähr so lang wie der Körper. Die Zeichnung der Tiere ist variabel. Sie reicht von grün bis zum schwarzbraun, wobei aber in unserer Region die grünen Varianten dominieren. Die Flügel tragen fast immer dunkle, würfelähnliche Flecken. Die Legeröhre des Weibchens ist leicht nach oben gebogen.

 

Warzenbeißer sind Bodenbewohner kurzgrasiger Wiesen. Sie sind gleichermaßen auf Feuchtwiesen wie auf Trockenrasen zu finden. In Deutschland ist das südliche Schleswig-Holstein die nördlichste Verbreitungsgrenze. Aufgrund der Klimaerwärmung dürfte sich die Grenze jedoch weiter nach Norden hin verschieben. Warzenbeißer reagieren sehr empfindlich auf für sie negative Veränderungen in der Umwelt. So vertragen sie überhaupt nicht die Verbuschung der Landschaft oder eine Düngung der Wiesen. In Rheinland-Pfalz wird die Heuschrecke in der Roten Liste der gefährdeten Arten als eine Art geführt, die vom Aussterben bedroht ist (Kategorie 1).

 

Warzenbeißer ernähren sich vorwiegend von kleinen Insekten, verschmähen aber auch pflanzliche Kost nicht. Sie sind tagaktiv. Ihr Gesang ertönt meist nur bei Sonnenschein. Das Weibchen legt die Eier einzeln im Erdboden ab. Die Entwicklungsphase bis zum erwachsenen Tier dauert etwa eineinhalb Jahre.

 

Seinen Namen hat der Warzenbeißer bekommen, weil man ihn früher angelich zur Beseitigung von Warzen benutzt hat. Die Tiere hätten die Warze angeknabbert. Der dabei austretende Magensaft hätte die Warze verätzt. Ob diese rein biologische Art der Warzenbeseitigung tatsächlich funktioniert hat, ist fraglich. Auf jeden Fall aber kann die Schrecke mit ihrem kräftigen Mundwerkzeug gut zubeißen. Gefangen werden sollte das Tier auf keinen Fall. Wozu auch? Allzu leicht könnte es dabei verletzt werden.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Schwarzblaue Holzbiene auf Wicke
Schwarzblaue Holzbiene auf Wicke
it Pollen bedeckte Blauschwarze Holzbiene auf einer Wicke
it Pollen bedeckte Blauschwarze Holzbiene auf einer Wicke

 

Dicker Brummer mit blau-metallisch schillernden Flügeln  

 

Die Holzbiene ist die größte heimische Bienenart – Zum Überleben benötigt sie totes Holz.

 

Region. Dort, wo sie vorkommt, ist es sonnig und warm. Vor allem aber muss in ihrem Lebensraum eines Vorhanden sein: Totholz. Die Blauschwarze Holzbiene – auch Große Holzbiene genannt – ist die größte heimische Bienenart.

 

Beinahe drei Zentimeter groß kann der hübschde Flieger werden. Wenn man ihr begegnet, dann könnte man im ersten Moment glauben, eine Hummel vor sich zu haben. Ihr Brummen verrät sie meist schon bevor man sie sieht. Blau-schwarz glänzt ihr Körper. Die Flügel schillern je nach Lichteinfall metallisch-blau. Der Körper der Biene ist kurz und dunkel behaart. In Deutschland befindet sie sich in der Vorwarnstufe der Roten Liste der gefährdeten Arten. In Rheinland-Pfalz ist sie unter der Stufe 3 kategorisiert, was einem „Gefährdet“ gleichkommt.

 

Die Holzbiene ist nicht häufig in unserer Region, aber dort, wo sie vorkommt, ist sie meist gar nicht so selten zu sehen. Holzbienen mögen es gern warm und trocken. Meistens siedeln sie am Rande von Ortschaften in Gärten, Parks und Streuobstwiesen. Aber totes, mürbes Holz muss vorhanden sein, um den Bestand der Tiere zu sichern. In solches Holz legt das Weibchen im April/Mai ihre Nistgänge an. Hierzu beißt es mit den kräftigen Mundwerkzeugen Gänge in dürre Äste, Balken oder in alte Pfähle oder in an Bäumen wachsenden Zunderschwämme. Die einzelnen Brutzellen, in die das Weibchen je ein Ei legt sind zur Versorgung des Nachwuchses mit Pollen aufgefüllt. Die Zellen sind mit Wänden aus Speichel und abgenagten Holz-/Faserspänen voneinander getrennt. Die Entwicklung vom Ei bis zum ausgewachsenen Tier dauert etwa 10 Wochen.

 

Beide Geschlechter suchen sich im späten Herbst ein gutes Versteck, worin  sie überwintern. Die Paarung erfolgt im zeitigen Frühjahr. Zu sehen sind die Bienen ab etwa April/Mai. Ab August fliegt dann die Folgegeneration. Bevorzugt zur Nektar und Pollenaufnahme werden von der Holzbiene Schmetterlingsblütler. Darüber hinaus fliegt sie auch gern Lippenblütler, Korbblütler und Rauhaargewächse an. Sind Blüten zu klein für die Biene, dann beißt sie seitlich einfach ein Loch hinein, um an den Nektar zu gelangen.

 

Der Schutz der Blauschwarzen Holzbiene ist eng mit dem Vorhandensein von Totholz verbunden. Wer etwas für die Spezies tun möchte, kann alte Baumstämme, mürbe Äste oder Holz-Nistblöcke an sonnigen Stellen im Garten aufstellen/aufhängen. In den Wäldern sollten tote Bäume nicht aus falschem Ordnungssinn beseitigt werden. Totholz dient neben der Holzbiene auch vielen anderen Insekten als Brutstätte. Und sind dann auch noch die passenden Nektarpflanzen in der Nähe, dann hat das bewundernswerte Insekt die besten Chancen, zu überleben.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Kammolch - entdeckt in der Lonniger Tongrube
Kammolch - entdeckt in der Lonniger Tongrube
Die für den Kammolch typische Färbung der Unterseite
Die für den Kammolch typische Färbung der Unterseite
Lebensraum des Kammmolches in der Lonniger Tongrube
Lebensraum des Kammmolches in der Lonniger Tongrube

 

28.08.2015

Dino mit prächtigem Rückenkamm

 

Der Kammmolch ist nach der FFH-Richtlinie eine streng geschützte Art

 

Lonnig. Herbert Stern und Thomas Wipperfürth, beide sind Mitglieder des NABU Mayen und Umgebung, ist während einiger Exkursionen in der Lonniger Tongrube ein beachtenswerter Nachweis gelungen. In einem der dort noch vorhandenen Tümpeln entdeckten sie den Kammmolch. Bei dieser Amphibie handelt es sich um die größte heimische Molchart.

 

Bis zu 18 Zentimeter groß kann der Wasserdrache, wie der Kammmolch auch genannt wird, werden. Der Kammmolch trägt den FFH-Status (Fauna/Flora/Habitat Richtlinie), d.h. er ist europaweit streng geschützt. Das Männchen trägt während der Fortpflanzungszeit über seinem Rücken einen prächtigen, ge- zackten Rückenkamm, der über dem Schwanz in welligen Strukturen fortläuft. Nur im Bereich der Hinterbeine ist der Kamm unterbrochen. Der an den Seiten abgeflachte Schwanz trägt dann an beiden Seiten ein perlmuttartig-silbernes Band, Milchband genannt. Die Unterseite des Molches ist gelb und zeigt schwarze Flecken. Oberseits trägt der Molch ein dunkelbraunes bis schwarzes, grobkörniges Kleid.

 

Von Ende Februar/Anfang März bis in den August hinein ist der Kammolch in stehenden Kleingewässern mit reichem Wasserbewuchs zu finden. Außerhalb dieser Zeit treibt er sich an Land herum. Zu finden ist er dann nachts in lichten Wälder, auf landwirtschaftlich genutzten  Flächen mit Hecken und Säumen. Dabei werden Entfernungen zurückgelegt, die bis zu etwa einem Kilometer von den Laichgewässern liegen. Die Laichzeit beginnt im März und zieht sich bis in den Juni hinein hin. Im Gegensatz zu den anderen heimischen Molchen einen großen Teil des Jahres im Wasser. Wie bereits vorhin erwähnt, bleibt er auch nach der Fortpflanzungsphase in seinem Brutgewässer, insofern es nicht austrocknet. Erst im August verlassen die Tiere den Tümpel. Aufgrund der nachtaktiven, versteckten Lebensweise wird der Kammmolch oft „übersehen“. Bei ersten Frösten suchen Tiere ein Versteck auf, in dem sie Winterruhe halten (Steinhaufen, Baumstümpfe, Wurzelwerk, Laubhaufen etc.). Im zeitigen Frühjahr (März) wandern sie wieder in ihre Laichgewässer ein. Tümpel mit Ufer- und Wasserbewuchs ohne Fischbesatz sind ideal. Und in der Nachbarschaft sollten auch gute Landlebensbedingungen für ihn vorhanden sein.

 

Der Kammmolch ist an Land ein wenig träge, aber im Wasser ein hervor- ragender Schwimmer und Taucher. Nur zum Luftholen kommt er kurz an die Wasseroberfläche. Geduldige Beobachter können ihn dann sehen. Dort, wo der Kammmolch noch vorkommt, dort sind meist auch eine Reihe weiterer Amphibienarten zu finden, beispielsweise Teich-, Faden- und Bergmolche und natürlich Frösche und Kröten. In den Lonniger Tongrube fühlte sich bislang auch immer die Geburtshelferkröte wohl. Auffallend bei ihr ist der zur Fortpflanzungszeit unverwechselbare glockenähnliche Ruf, weshalb man sie auch Glockenfrosch nennt.

 

Das Weibchen des Kammmolches legt nach der Befruchtung etwa 200 bis 300 Eier einzeln zwischen zusammengeklappten Wasserpflanzenblättern ab. Die Kaulquappen schlüpfen nach etwa 14 Tagen. Sie werden bis zu sieben Zentimeter groß und tragen an den  Augen einen goldenen Irisring. Die Vernichtung von Kleingewässern in Steinbrüchen oder Kiesgruben, das Einbringen von Müll, Dünger und/oder giftigen Abfallstoffen gefährden die Bestände des Kammmolches. Europaweit ist der Molch durch seinen FFH-Status streng geschützt. In Rheinland-Pfalz ist er in den Teichen und Tümpeln noch gut vertreten. Hier trägt er allerdings schon den Status 3, was „Gefährdet“ bedeutet. Kommt es jedoch in seinem Lebensbereich zu den vorgenannten Eingriffen, dann ist kann er sehr schnell von der Bildfläche verschwinden.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Thomas Wipperfürth.

 


Die großen silbrigen Flecken auf der Unterseite der Hinterflügel zeichnen den Kleinen Perlmutterfalter aus
Die großen silbrigen Flecken auf der Unterseite der Hinterflügel zeichnen den Kleinen Perlmutterfalter aus
Der Kleine Perlmutterfalter - von oben betrachtet
Der Kleine Perlmutterfalter - von oben betrachtet

 

23.08.2015

Perlmuttartig schillern die Flecke

 

Der Kleine Perlmutterfalter gehört zu den Wanderfaltern, die jährlich bei uns einfliegen

 

Region. Die silbernen Flecken auf den Hinterflügeln des Kleinen Perlmutterfalters, der auch Silbriger Perlmutterfalter genannt wird, sind auffallend groß. Durch ihre Größe, ihren intensiveren Glanz und ihre Anordnung unterscheidet er sich von den anderen Perlmutterfaltern, die es bei uns gibt.

 

Issoria lathonia, wie ihn die Wissenschaflter nennen, ist ein Wanderfalter. In jedem Jahr zieht er von Südeuropa nach Mitteleuropa. Eine gewaltige Leistung für so ein graziles Geschöpf. Bei uns ist er vorwiegend auf offenem, trockenem Gelände, Ödland, Heiden und Trockenrasen zu beobachten. Ab April ist der Falter in unserer Region in zwei bis drei Generationen zu sehen. Von Juni an bis in den September hinein, dann wieder im Frühjahr, können die Raupen des Schmetterlings entdeckt werden. Falter der zweiten Generation fliegen von Juli bis September. Sind die klimatischen Bedingungen günstig, schließt sich noch ein dritte Generation an, die dann im September/Oktober beobachtet werden kann. In Mitteleuropa überwintert der Kleine Perlmutterfalter als Falter, Raupe oder Puppe. Durch den alljährlichen Neuzugang aus dem Süden werden die Bestandszahlen immer wieder aufgefrischt.

 

Der Kleine Perlmutterfalter ist ein schneller, gewandter Flieger. Zur Nahrungsaufnahme besucht er sehr gerne Flockenblumen und Disteln. Die Nahrungspflanzen der Raupen sind Veilchen, vor allem das Wilde Stief- mütterchen. Oft sind die Falter im Spätsommer über abgeernteten Getreidefeldern zu sehen, wo sie dann am Acker-Stiefmütterchen ihre Eier ablegen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer

 


Blauflüglige Ödlandschrecke mit blau angehauchten Hinterbeinen
Blauflüglige Ödlandschrecke mit blau angehauchten Hinterbeinen
Die Blauflüglige Ödlandschrecke ist farblich hervorragend an die Bodenverhältnisse ihres Lebensraumes angepasst
Die Blauflüglige Ödlandschrecke ist farblich hervorragend an die Bodenverhältnisse ihres Lebensraumes angepasst

 

15.08.2015

Blaue Hinterflügel sind ihr

 

Die Blauflüglige Ödlandschrecke ist auch in unserer Region noch zu beobachten

 

Region. Sie bevorzugt trockene, vegetationsarme Lebensräume, wie sie beispielsweise in Sand- und Kiesgruben zu finden sind oder auf felsigen Trockenrasen und Heideflächen. Die Vorliebe für derartige Habitate und ihre blauen Hinterflügel gaben ihr auch den Namen: Blauflüglige Ödlandschrecke.

 

Wenn sich die Schrecke auf dem Boden aufhält und nicht bewegt, ist sie aufgrund ihrer hervorragenden Tarnfarbe kaum zu entdecken. Ihre Färbung ist meist grau-braun, kann aber auch ins braun-rote gehen. Junge Ödlandschrecken nähern sich mit jeder Häutung, von denen Männchen vier, Weibchen fünf bis zum erwachsenen Tier durchlaufen, mehr und mehr der Bodenfarbe ihres Lebensraumes an. Aber auch erwachsene Tiere sind durchaus in der Lage, ihre Färbung entsprechend des vorhandenen Bodens zu ändern.

 

Die Männchen der Ödlandschrecken sind etwas kleiner als die Weibchen. Letztere werden bis drei Zentimeter groß, die Männchen bis etwa 2,5 Zentimeter. Nur bei Störungen fliegen sie auf und beweisen sich dabei als sehr gute Flieger. Kurz vor der Landung schlagen sie blitzschnell einen Haken, so dass man sie meist im ersten Moment überhaupt nicht entdeckt, weil man aufgrund der Flugrichtung einen anderen Landeplatz vermutet. Während des Fluges, der meist so um die zehn Meter weit reicht,  präsen- tieren sie das transparente Blau ihrer Hinterflügel. Diese tragen einen dunklen Saumbereich am Flügelrand. Die Deckflügel und Hinterbeine zeigen zwei bis drei breite dunkle Streifen.

 

Zuhause ist die Blauflüglige Ödlandschrecke in Europa. Norddeutschland ist in etwa die nördliche Verbreitungsgrenze. Isolierte Vorkommen gibt es in Dänemark und Südschweden. Wenn die Bedingungen in ihrem Lebensraum stimmen, dann sind die Ödlandschrecken ortstreu. Die Schrecken ernähren sich in erster Linie von Pflanzen, vorzugsweise Gräsern. Beobachtet wurden sie auch schon an Aas. Zur Fortpflanzungszeit machen sich die Männchen auf die Suche nach einem Weibchen. Hat es eines aufgestöbert, dann gibt es kein Balzverhalten. Es nähert sich der Ausgesuchten und versucht es zu besteigen. Wehrt es sich nicht, kommt es zur Kopulation. Ist das Weibchen nicht paarungsbereit, dann wehrt es das Männchen kurzerhand mit Trittbewegungen der Hinterbeine ab. Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier ziemlich tief im Boden ab. Im Frühjahr des folgenden Jahres schlüpfen die Nymphen. Männchen durchlaufen vier, Weibchen fünf Häutungen bis zum Erwachsenen-Stadium.

 

Biologen stufen die Ödlandschrecken in die Familie der Schnarrschrecken, hier in die Unterfamilie der Feldheuschrecken (Kurzfühlerschrecken) ein. Während die Blauflüglige Ödlandschrecke in Rheinland-Pfalz in der RotenListe unter der Kategorie III eingestuft ist (Gefährdet), führt ihre Schwester, die Rotflüglige Ödlandschrecke, den Vermerk II – stark gefährdet. Auch sie ist in unserer Region noch an vereinzelten Stellen zu finden.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer (o.); NABU/Franz-Josef Dosio (u.).

 


Signalkrebs im Größenvergleich zu einem Schuh der Größe 36
Signalkrebs im Größenvergleich zu einem Schuh der Größe 36

 

Krebs im Bach entdeckt

 

Signalkrebs hat zwischenzeitlich auch den Brohlbach erobert

 

Brachtendorf/Dünfus. Joachim Wagner aus Kaifenheim staunte nicht schlecht, als er während einer naturkundlichen Exkursion, die er mit seinen Söhnen Luc und Jonas im Bereich des Brohlbaches zwischen Brachtendorf und Dünfus unternahm, zwei Krebse entdeckte. Einer davon war tot, der andere verschwand im Wasser. Fotos von einem der Tiere sandte er an den NABU Mayen und Umgebung. Dr. Michael Herdick, Mitglied der NABU-Gruppe und ausgewiesener Experte für alles Getier was im Bach rumschwimmt und rumkrabbelt, bestimmte das Tier als Signalkrebs. Die Artbestimmung wurde ihm von Wissenschaftlern bestätigt. Näheres über diese urtümlichen Wesen, die sich in unseren Bächen rumtummeln, erfahren Sie weiter unten. Dort greift Herdick auch die Problematik auf, die mit den "eingeschleppten" Arten – auch im Bereich der Flusskrebse – einhergeht. Die Neubesiedlung von bislang fremder Arten in unseren Habitaten ist nicht selten mit der Verdrängung alteingesessener Arten verbunden. Auch der Signalkrebs ist ursprünglich nicht in unseren Gewässern zu Hause, zwischenzeitlich aber bei uns heimisch geworden – wie so viele andere Neubürger (Neozoen) aus dem Tier- und Pflanzenreich. Erfahren Sie hier mehr.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Joachim Wagner.

 

 

Die Ausbreitung des Signalkrebses – und der Umgang mit Umweltfragen

 

In den letzten 130 Jahren sind die Vorkommen einheimischer Flusskrebsarten in Mitteleuropa mehr und mehr erloschen. Damit wurde gleichzeitig ein Aspekt europäischer Ernährungs- und Kulturgeschichte zerstört, dessen ursprüngliche Bedeutung wir kaum noch ermessen können. Die ebenso wohlschmeckenden, wie leicht zu fangenden Flusskrebse fing man früher in so großen Mengen, dass sie auch begehrtes Handelsgut waren. Ihre Erwähnung in Ortsnamen und Darstellungen in Stadtwappen (z.B. Bernkastel-Kues) sind eine schwache Erinnerung daran.

 

Auslöser dieser historischen Umweltkatastrophe war die Einschleppung der Krebspest aus Nordamerika. Die Krankheit trat um 1860 erstmals in Italien auf und verbreitete sich von dort über den europäischen Kontinent. Um den verheerenden wirtschaftlichen Konsequenzen des Zusammenbruchs der einheimischen Flusskrebspopulationen zu begegnen, verfiel man auf den Gedanken mit der Aussetzung widerstandsfähigerer Flusskrebsarten zu experimentieren.

 

Dazu zählte auch der Signalkrebs, dessen Verbreitungsgebiet in Nordamerika westlich der Rocky Mountains  liegt. Um 1960 wurde er zunächst in Schweden, dann auch in anderen europäischen Ländern ausgesetzt. Für den Laien lässt er sich vom annähernd gleichgroßem, einheimischen Edelkrebs am ehesten durch den hellweißen bis bläulich schimmernden Fleck im Bereich des Scherengelenks unterscheiden. Wie beim Edelkrebs sind die Scherenunterseiten rotgefärbt. Dieses Merkmal erlaubt aber zumindest eine Eingrenzung bei der Bestimmung.

 

Der Signalkrebs ist in der Tat resistent gegen den Krebspesterreger. Dadurch und wegen seiner höheren Fruchtbarkeit erwies er sich jedoch als überlegener Konkurrent zu den einheimischen Flusskrebsarten, von denen Stein- und Dohlenkrebs auch noch deutlich kleiner sind. Er expandiert aktiv bis in die kühleren Gewässeroberläufe und bedroht damit noch letzte Rückzugsgebiete der einheimischen Vertreter der Krebse. Diese Entwicklung wird anschaulich illustriert durch die Fundmeldung von Joachim Wagner am 3. August aus dem Brohlbachtal zwischen Brachtendorf und Dünfus, die auch durch Bilder belegt ist.

 

Welche Lehren kann man daraus für aktuelle Umweltplanungen ziehen? (Abgesehen von der sattsam bekannten Erkenntnis, dass das Aussetzen von fremden Tierarten in einer neuen Umgebung weitreichende ökologische Konsequenzen haben kann):

 

  1. Aktuell gibt es umfangreiche Bestrebungen auch immer mehr kleinere Gewässer für den Aufstieg von Fischen zu ihren Laichgewässern zu öffnen und entsprechende Aufstiegshindernisse zu beseitigen. Wenn aber oberhalb dieser Aufstiegshindernisse Restpopulationen einheimischer Flusskrebsarten vorhanden sind, kann die Beseitigung der Barrieren die Vernichtung dieser letzten Vorkommen durch die Ausbreitung eingeschleppter Arten bedeuten. Fazit: Das Wiederherstellen eines realen oder vermeintlichen Naturzustandes bedeutet nicht automatisch eine Umweltverbesserung. Am Ende bedeutet Umweltplanung immer ein Abwägen von Risiken und Möglichkeiten orientiert an gesellschaftspolitisch dominierenden Werten.

  2. Die Ausbreitungsgeschichte des Signalkrebses mit ihren ökologischen Konsequenzen ist scheinbar ein Paradebeispiel für das Bedrohungspotenzial sogenannter Neozoen. Aufrufe zu ihrer Zurückdrängung oder Vernichtung haben jedoch wenig Aussicht auf Erfolg, wie die historische Erfahrung lehrt. Manche Einwanderer, wie die aus Kleinasien stammende Türkentaube haben still und leise ihre Nischen im bestehenden Ökosystem gefunden. Ebenso stellen die in einigen Großstädten etablierten Populationen von Halsbandsittichen, die auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurückgehen, keine erkennbare Gefahr für das Ökosystem dar. Die invasive Ausbreitung von Grundeln (Fischen) aus dem Schwarzmeerraum in die großen deutschen Flusssysteme erschien lange Zeit als eine unkontrollierbare Entwicklung. Inzwischen häufen sich aber Belege und Hinweise darauf, dass die einheimischen „Raubfische“ sich mehr und mehr auf die Neuankömmlinge als Zielfisch konzentrieren. Die Angelindustrie stellt inzwischen sogar Kunstköder her, die Grundeln imitieren. Mancher deutsche Angler hat inzwischen auch von seinem russlandstämmigen Angelfreund gelernt, dass man die Plagegeister ab einer bestimmten Größe auch sehr schmackhaft zubereiten und verzehren kann. (Übrigens die einzige Entwicklungsmöglichkeit, die auch die Bestände des Signalkrebses eindämmen könnte).

 

Neben den einschlägigen Artikeln bei Wikipedia zu den in Deutschland vorkommenden Flusskrebsarten sei auf folgende weiterführende Informationen hingewiesen:

 

Einführung:

http://flusskrebse-rlp.de

 

Bestimmungsschlüssel für Flusskrebse:

http://www.zobodat.at/stable/pdf/STAPFIA_0058_0009-0028.pdf

http://www.landwirtschaft.sachsen.de/landwirtschaft/download/Kommentierter_Bestimmungsschluessel_der_Flusskrebse_mit_Fotos.pdf

http://www.edelkrebsnrw.de/docs/bestimmungsschlussel.pdf

http://www.lfu.bayern.de/natur/fische_muscheln_krebse/krebse/doc/bestimmungsschluessel.pdf

 

Text: NABU/Michael Herdick

 


Blühende Bienen-Ragwurz. Gut zu erkennen: Die beiden, an gekrümmten Stielchen hängenden Pollinien.
Blühende Bienen-Ragwurz. Gut zu erkennen: Die beiden, an gekrümmten Stielchen hängenden Pollinien.

 

05.08.2015

Biene ohne Stachel

 

Die Bienen-Ragwurz zählt zu den schönsten heimischen Orchideen

 

Eifel. Pflanzenfreunde, die ihr zum ersten Mal begegnen, sind meist bass erstaunt über ihre Schönheit. Die Bienen-Ragwurz ist ohne Zweifel eine botanische Kostbarkeit. Und das nicht nur wegen ihrer Seltenheit, sondern auch wegen ihres zauberhaften Aussehens. Blickt man aus einiger Entfernung auf die Pflanze, dann könnte man tatsächlich meinen, eine Biene säße auf ihr, um Nektar zu sammeln. Aber weit gefehlt. Beim näheren Hinsehen entdeckt man, dass es kein Insekt ist, sondern „nur“ die schöne Lippe, die beinahe so aussieht wie eine Biene. Es ist ein Wunder der Natur. Mit ihrem Aussehen will die Orchidee Bienenmännchen anlocken. Dieses soll in dem Glauben sein, dort säße ein Weibchen, das es begatten kann. Eine fiese Finte, die sich da die Pflanze hat einfallen lassen. Aber sie hat ihren Grund: Bei dem Begattungsversuch bleiben die beiden Pollinien (klebrige Pollenmasse) am Kopf des Männchens kleben. Sucht das Insekt nun eine weitere Blüte auf, dann werden die Pollen auf die Narbe dieser Pflanze verbracht und so befruchtet. Allerdings ist diese raffinierte Einrichtung, die auch noch bei anderen Orchideenarten vorhanden ist (Hummel-, Fliegen-Ragwurz) bei der Bienen-Ragwurz eigentlich überflüssig. Bei ihr hängen die Pollinien nämlich an einem gebogenen Stielchen. Sie senken sich nach einiger Zeit von alleine auf die Narbe und bewirken somit eine Selbstbestäubung. Auf eine Fremdbestäubung ist die Pflanze also überhaupt nicht angewiesen. Südlich der Alpen sieht dies ein wenig anders aus. Dort gibt es noch geeignete Bienenarten, die auf den Trick der Pflanze hereinfallen.

 

Die Bienen-Ragwurz blüht etwa von Mai bis Mitte Juni. In den vergangenen Jahren haben Botaniker eine Arealerweiterung festgestellt, die wohl mit der Klimaveränderung zusammenhängt. Heute blüht die Orchidee auch in den Niederlanden, wo sie früher nicht vorhanden gewesen ist. Basenreiche Trocken- und Magerrasen sowie lichte Wälder sind ihre Lebensräume. Dabei können die Böden auch wechselfeucht sein. Bis etwa 50 Zentimeter hoch können kräftige Exemplare werden. Meist trägt sie zwischen zwei und acht Einzelblüten. Die Kelchblätter sind hell- bis kräftig rosa und bei geöffneten Blüten zurückgeschlagen. Zwei bis vier grundständige Blätter bilden eine Blattrosette, die bereits im frühen Herbst austreibt. Am Stängel befinden sich drei bis vier Blätter. Der Mittellappen, der die Biene immitiert, ist dunkelbraun, das Basalfeld hellbraun. Die kleinen Seitenlappen tragen behaarte Höcker.

 

1995 war die Bienen-Ragwurz die Orchidee des Jahres. In der "Roten Liste" von Rheinland-Pfalz ist die Pflanze in der Kategorie II eingestuft, was einem „Stark gefährdet“ entspricht. Die größten Vorkommen in Deutschland gibt es vor allem in Baden-Württemberg, Thüringen und im Saarland. Die Anzahl der blühenden Pflanzen schwankt von Jahr zu Jahr. Je trockener der Winter und das Frühjahr, umso weniger Pflanzen blühen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Ringelnattern können noch an vielen Tümpeln und Teichen in unserer Region beobachtet werden
Ringelnattern können noch an vielen Tümpeln und Teichen in unserer Region beobachtet werden
Neben den halbmondförmigen Flecken am Hinterkopf tragen Ringelnattern entlang ihres Oberkörpers - mehr oder weniger deutlich - in Reihen angeordnete schwarze Flecken
Neben den halbmondförmigen Flecken am Hinterkopf tragen Ringelnattern entlang ihres Oberkörpers - mehr oder weniger deutlich - in Reihen angeordnete schwarze Flecken

 

26.07.2015

Amphibien sind ihre Lieblingsspeise

 

Ringelnattern ernähren sich in erster Linie von Fröschen und Kröten

 

Region. In unserer Region kann die Ringelnatter noch vielerorts beobachtet werden. Mit Vorliebe ist sie in der Nähe von Gewässern (Bächen, Seen mit Schilf bestandenen Uferzonen, Teiche, Tümpeln, Moore, Sümpfe, Gräben, Feuchtwiesen, Kiesgruben- und Steinbruchgewässern mit bewachsenen Uferbereichen) zu sehen, wo sie unter anderem Fröschen, Kröten, Kaulquappen und kleinen Fischen nachstellt. Frösche, vor allem Braunfrösche, sind ihre Lieblingsspeise. Unken und Feuersalamander hingegen werden gemieden. Bei der Jagd nach ihrer Beute kommt der Ringelnatter zugute, dass sie eine hervorragende Schwimmerin ist und auch sehr gut tauchen kann.

 

Die Ringelnatter ist eine große, kräftige Schlange. Weibchen sind ausgewachsen über einen Meter lang; sie können ausnahmsweise sogar die Zweimeter-Marke knacken. Männchen hingegen werden selten größer als 80 Zentimeter. Für Menschen ist die Schlange vollkommen ungefährlich. Typisches Kennzeichen der Ringelnatter sind die beiden gelb- bis orangefarbenen halbmond-förmige, schwarz umrandete Flecken am Hinterkopf des Tieres. Der Körper ist meist grau, hier und da auch schon mal bräunlich angehaucht. Oft trägt sie in Reihen schwarze Flecken entlang des Körpers. Die Rückenschuppen sind gekielt, was sie von anderen Nattern unterscheidet. Die Pupillen sind rund. In Europa ist sie mit Ausnahme von Irland und einigen Mittelmeerinseln fast überall zu finden.

 

Ringelnattern sind tagaktiv. Ihre Körpertemperatur regeln die wechselwarmen Tiere durch ihr Verhalten. Am Morgen kommt sie nach der Nachtruhe durch ausgiebiges Sonnenbaden auf „Betriebstemperatur“. Bei großer Hitze sucht sie kühle Schattenbereiche auf oder ein Versteck unter der Erde. Aus dem Winterschlaf erwacht sie Ende März/Anfang April. Die Paarung erfolgt Anfang Mai. Es kommt vor, dass bis zu 20 Männchen um die Gunst eines Weibchens buhlen. Den Konkurrenten gegenüber verhalten sich die männlichen Tiere nicht angriffslustig. Alles läuft dabei ohne Kampfesgedöns ab. Es herrscht nur ein großes Gedränge. Dabei kann es auch schon mal vorkommen, dass sich das umworbene Weibchen unbemerkt aus dem Staube macht. Dann machen sich die Männchen erneut auf die Suche und das Werben beginnt von vorme. Gelingt es einem der männlichen Schlangen sich an die Seite oder auf den Rücken eines Weibchens zu schlängeln, dann macht es zuckende Bewegungen. Ist das Werben von Erfolg gekrönt, windet das Männchen seinen Schwanz um den des Weibchens und presst das Männchen seine Kloake auf die des Weibchens., wobei es seinen Hemipenis (Begattungsorgan bei männlichen Schuppentieren) einführt. Der Penis schwillt an und kann für´s erste nicht wieder gelöst werden. Eine Paarung kann mehrere Stunden dauern. Kommt es während einer Paarung zur Störung, sucht das Weibchen das Weite, wobei es das schwächere Männchen hinter sich herzieht. Ringelnattern häuten sich mehrmals im Jahr. Zu Beginn der Häutung, die sich bei dem Tier durch eine matte Haut und trübe Augen bemerkbar macht, reibt die Natter ihren Kopf an Gegenständen bis die Haut am Ober-/Unterkiefer reißt. Anschließend kriecht sie durch enges Gestrüpp oder Wurzelwerk, um sich die alte Haut abzustreifen.

 

Die Eiablage erfolgt in der Regel im Juli/August. Die Eier, meist um die 30, werden in Substrat abgelegt, das durch Verrottung eine gewisse Eigenwärme erzeugt (Mist- oder Laubhaufen, Sägespäne, verfaulende Baumstümpfe, Kompost). Durch die Wärme werden die Eier ausgebrütet. Nicht selten suchen viele Tiere günstige Eiablagestellen auf. In Mecklenburg wurden im Keller einer Sägerei in einem Sägespänehaufen um die 4000 Eier enthielten, was darauf schließen lässt, dass sehr viele Tiere den Haufen als „Brutkasten“ nutzten. Die Jungen schlüpfen zwischen Ende Juli und Ende September, nach etwa 60 bis 75 Tagen. 15 bis 22 Zentimeter sind sie dann lang und gleichen farblich bereits den erwachsenen Tieren. Die Schlangen können durchaus bis zu fünf Jahre alt werden, wenn sie nicht schon vorher von Fressfeinden getötet werden. Marder, Igel, Katzen, Fuchs, Reiher, Amseln, Greife, Möwen, Wildschweine, Wiesel, Enten und Schwäne zählen neben dem Menschen zu ihren Feinden. Es wurden sogar schon Haussperlinge dabei beobachtet, wie sie frisch geschlüpfte Ringelnattern töteten.

 

Ende September, Anfang Oktober begibt sich die Ringelnatter in ein Versteck, um Winterschlaf zu halten. Dies liegt meist unterirdisch in einem Tierbau oder sonstigen tieferen Hohlräumen in Gesteinsspalten oder unter Baumstümpfen. In sicheren und geeigneten Verstecken finden sich nicht selten zahlreiche Schlangen ein, die dann gemeinsam dort bis Ende März überwintern.

 

Durch Trockenlegung von Feuchtgebieten und Mooren, die Zerstörung von Kleingewässern, die Regulierung von Bächen und die Intensivierung von Teichen wird den Schlangen der Lebensraum eingeengt. Und noch immer werden Schlangen von dummen Menschen erschlagen. Droht ihr Gefahr, dann macht die Ringelnatter Scheinangriffe, bei denen sie so tut, als wolle wie beißen. Sie kann sich aber auch geschickt tot stellen. Dabei lässt sie sich einfach schlaff hängen, auch die Zunge hängt aus dem Mund. In Rheinland-Pfalz ist die Ringelnatter in der Roten Liste der vom Austerben und geäfhrdetn Tierarten in die Gruppe 3 eingestuft, was „Gefährdet“ bedeutet. Im Volksglauben ist die Ringelnatter sehr geachtet. Sie gilt als eine Beschützerin von Kleinkindern und von Haus und Hof. Ihr Dasein soll Glück und Segen bringen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio (o.); Helmut Schwarzer (u.).

 


Großer Blaupfeil
Großer Blaupfeil

 

19.07.2015

Ein pfeilschneller Luftakrobat

 

Der Große Blaupfeil kann in unserer Region an stehenden Gewässern noch verhältnismäßig oft beobachtet werden

 

Region. Hübsch schaut er aus – der Große Blaupfeil. Gut zu erkennen ist die männliche Ausprägung des fliegenden Juwels an seinem blau bereiften Hinterleib. Bei nicht genauem Hinsehen kann der Große Blaupfeil auch schon mal mit dem ähnlich aussehenden Plattbauch verwechselt werden.

 

Zu finden ist die in unserer Region noch verhältnismäßig häufig vorkommende Libelle aus der Familie der Segellibellen sowohl an größeren, vegetationsarmen Seen als auch an stark bewachsenen Weihern, Teichen, Baggerseen und Kiesgruben-Gewässern. Bis etwa neun Zentimeter beträgt die Flügelspannweite. Die Flugzeit beginnt im Mai und endet im September. Gewässer mit Sand- oder Kiesufern werden bevorzugt als Lebensraum angenommen. Zu beobachten sind die Tiere, die sehr schnell über die Wasserfläche hinwegsausen, sehr oft im Uferbereich, wo sie gern auf kiesigen, vegetationsfreien Flächen ein Sonnenbad nehmen.

 

Zwischen den Geschlechtern herrscht ein ausgeprägter Farbunterschied. Das Männchen ist im Thoraxbereich (Brust) bräunlich bis olivgrün. Der hintere Körperteil hingegen ist gekennzeichnet durch eine dichte, blaue Bereifung. Die letzten Segmente sind schwarz. Die Augen sind blau-grün. Dem gegenüber ist das Weibchen im Jugendkleid gelb-schwarz, als erwachsenes Tier braun-schwarz gefärbt. Die Augen sind blau. Das Abdomen (Hinterleib) zeigt oben zwei parallele schwarze Längsstreifen. Manchmal tragen auch die Weibchen im Alter auf dem Hinterleib eine bläuliche Färbung.

 

Es kommt vor, dass das Weibchen während der Paarung die wachsähnliche Bereifung der hinteren männlichen Abdomen-Segmente durch Kratzbewe-gungen abschabt, so dass alte, schon oft verpaarte Männchen letztendlich nur noch auf den vorderen Segmenten die typisch blaue Färbung zeigen. Die Paarung selbst findet meist auf dem Boden statt. Nach der Befruchtung setzt das Weibchen mit wippenden Bewegungen des Abdomens die Eier ins Wasser ab. Die Larve des Großen Blaupfeils trägt auf den Segmenten sieben bis neun des einfarbig graubraunen Abdomens dreieckige dunkle Fleckenpaare. Dadurch ist sie leicht als Larve des Großen Blaupfeils zu identifizieren. Die Entwicklung bis zum fertigen Insekt dauert in der Regel zwei Jahre.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Westliche Beißschrecke (Weibchen)
Westliche Beißschrecke (Weibchen)

 

12.07.2015

Wesen aus einer anderen Welt

 

Die Westliche Beißschrecke findet unter anderem im Moseltal noch geeignete Lebensräume

 

Region. Bei näherer Betrachtung sehen sie faszinierend urig aus; fast wie aus einer anderen Welt – unsere heimischen Heuschrecken. Ein Vertreter dieser Spezies ist die Westliche Beißschrecke. Sie zählt zu den Langfühler-Schrecken und gehört der Oberfamilie der Laubheuschrecken an. Fast immer ist die Heuschrecke braun gefärbt. Es soll auch grünlich schimmernde Exemplare geben, aber eine solche wurde bislang in Deutschland noch nicht nachgewiesen. Neben den sehr langen Fühlern verfügt die Schrecke auch über lange Flügel. Diese sind von der Grundfärbung her bräunlich und hell gefleckt. Bei warmem Wetter ist sie eine gute Fliegerin. Auch auf dem Boden oder im niederen Gras ist sie dann sehr behende. Die Kopfoberseite und der sich daran anschließende Rückenteil sind meist heller gefärbt. Die Legeröhre der Weibchen ist etwa einen Zentimeter lang und unübersehbar nach oben gekrümmt. Die Cerci, dabei handelt es sich um die Extremitäten des letzten Hinterleibsegmentes beim Männchen, tragen kurz vor der Spitze einige Zähnchen.

 

Westliche Beißschrecken sind sehr wärmeliebend. Zu finden sind sie auf trockenen, vegetationsarmen Flächen, vor allem auf steinigen süd-exponierten Hängen. Bei uns ist sie insbesondere in der Moselregion noch zu entdecken. Während im Norden Deutschlands die Bestände stark eingebrochen sind, ist sie dort an entsprechend günstigen Stellen noch in relativ guter Stückzahl  von Juni an bis in den September hinein zu finden. Doch leicht sind sie wegen ihrer hervorragenden Tarnfärbung nicht auszumachen.

 

Die Beißschrecken ernähren sich vorwiegend von kleinen Insekten und weichen Pflanzenteilen. Die Eier legt das Weibchen in Pflanzenstängeln ab oder im Mulm. In der Roten Liste der gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten in Rheinland-Pfalz ist die Schrecke in der Gruppe 3 eingestuft, was einem „Gefährdet“ gleichkommt.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Fasanen-Hahn
Fasanen-Hahn

 

08.07.2015

An Adelshöfen einst sehr begehrt

 

Dem Fasan wird das Überleben in der heutigen Agrarlandschaft schwer gemacht

 

Region. Der Fasan zählt ohne Zweifel zu den bekanntesten heimischen Wildtierarten. Seine ursprüngliche Heimat ist Mittelasien. Bereits von den Römern wurde der Vogel wegen seiner Farbenpracht (Hahn) als Ziervogel und als kulinarische Köstlichkeit in Mitteleuropa eingebürgert. Seitdem ist der Fasan ein Bestandteil unserer Fauna. Im Mittelalter war die Haltung von Fasanen an Adelshöfen (Fasanerien) üblich. Die heute bei uns vorkommenden Bestände sind zum Teil Mischformen, die im allgemeinen als Jagdfasan bezeichnet werden. Damit die Zahl der Tiere in etwa aufrecht erhalten bleibt, sind eine sorgfältige Hege, zum Teil aber auch immer wieder neue Auswilderungen unabdingbar. Die  Intensivierung der Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden, der Anlage von riesigen Monokulturflächen, die oft mit der Beseitigung von Grenzstrukturen (Hecken, Gräben, Knicks, Böschungen, etc.) einhergeht, wirkt sich negativ auf die Bestandszahlen dieses faszinierenden Vogel aus.

 

Spricht man über den Fasan, dann denkt man in erster Linie an den Hahn mit seinem farbenprächtigen Gefieder. Die Henne hingegen ist unscheinbar braun gefärbt. Diese Färbung ist mit einer vorzüglichen Tarnung verbunden, was der Henne beim Brüten im dichten Gras oder Gestrüpp auf dem Boden sehr hilft, unentdeckt zu bleiben. Bis zu 16 Eier legt das Fasanenweibchen in ihr muldenförmiges, mit Gräsern und Kräutern gepolstertes Nest. Die Balz beginnt im März. Junge Hähne versuchen dann auf bestimmten Kampfplätzen älteren, stärkeren Hähnen das Revier streitig zu machen, was aber nicht immer gelingt. Oft genügt es schon, wenn ein kräftiger Hahn selbstbewusst auftritt, um den jüngeren Rivalen ohne großes Kampfgetöse in die Flucht zu schlagen. In gut besetzten Revieren schart der Hahn bis zu fünf Hennen um sich. Die Fortpflanzungsperiode dauert rund einen Monat. Dann legt das Weibchen in einem gut versteckten Bodennest die Eier ab. Rund 25 Tage werden diese bebrütet. Die Küken schlüpfen alle an einem Tag. Bereits nach kurzer Zeit verlassen sie das Nest unter der Obhut ihrer Mutter (Nestflüchter). Von der großen Nachkommenschaft erreichen in der Regel nur wenige das Erwachsenenalter. Gelingt das, dann beträgt die Lebenserwartung etwa sieben Jahre, wenn nicht vorher ein Fressfeind dem Tier ein vorzeitiges Ableben beschert.

 

Heute wird dem Fasan das Überleben schwer gemacht. Wie bereits erwähnt trägt in erster Linie eine intensive Landwirtschaft mit riesigen, eintönigen Feldflächen, dem Einsatz von chemischen Giften und der Beseitigung wichtiger Grenzstrukturen dazu bei, dass sich die Bestände kaum mehr aus eigener Kraft erhalten können. Gerade die Grenzstrukturen sind von großer Bedeutung für den Fasan und anderes Niederwild. Dort finden sie Nahrung und Deckung. Während der ersten Lebenswochen ernähren sich die Jungen in erster Linie von Insekten, die es vor allem in wildblumenreichen Lebensräumen in ausreichender Zahl gibt. Später steigen sie auf pflanzliche Nahrung um (Sämereien, Kräuter, Beeren). Ideale Lebensräume weisen die fünf „W´s“ auf: Wald, Weiden, Wiesen, Weizen, Wasser.

 

Charakteristisch für den Fasanen-Hahn ist nicht nur sein prachtvolles Gefieder, sondern auch der Revierruf, der weithin hörbar ist. Diese Göööck-Gock ist das ganze Jahr über zu hören, allerdings vermehrt während der Fortpflanzungszeit. Der Ruf dient der Abgrenzung des Revieres, um Konkurrenten fernzuhalten und um Hennen auf sich aufmerksam zu machen. „Hört her, ihr Hennen, ich bin hier. Kommt her, bei mir habt ihr es gut. Ihr jungen Halbstarken. Bis hierhin und nicht weiter. Hier bin ich der Herr im Haus. Rückt mir nicht zu dicht auf die Pelle“, scheint der "Platzhirsch" dann hinauszuposaunen. Wird der Fasan in seinem Lebensraum aufgescheucht, dann fliegt er geräuschvoll auf, bisweilen startet er senkrecht in die Luft. Sein Flug währt allerdings nur eine kurze Strecke. Laufen kann der Fasan schnell und ausdauernd. Geschlafen wird meist auf Bäumen. Bereits bei Sonnenaufgang wird der Schlafbaum mit Gööö-gock-Rufen verlassen. Fasane sind Standvögel, d.h., sie bleiben auch während der Wintermonate im Brutrevier. Nur bei widrigen Verhältnissen weicht der Vogel in deckungs- und nahrungsreichere Regionen aus.

 

Die für den Fasanenhahn so typische Färbung zeigt sich vor allem im Kopf- und Halsbereich. Sowohl der Kopf als auch der Hals ist glänzend dunkelgrün, die Halsseiten glitzern purpurn bis blau. Am Hinterkopf befinden sich verlängerte Federn = Federohren. Die kahlen Kopfseiten sind intensiv rot gefärbt und mit Schwellkörpern versehen. Zur Fortpflanzungszeit schwellen diese zu Stirn- und Kinnlappen (Rosen) an. Im Gegensatz zum Hahn trägt die Henne ein unauffälliges, schlichtes Tarnkleid. Der schwarzbraune Scheitel ist hell umsäumt. Die Jungtiere tragen ein ähnliches Tarnkleid wie die Henne.

 

Der Fasan unterliegt dem Jagrecht. In Rheinland-Pfalz wurden in der Jagd- saison 2013/14 laut statistischen Erhebungen rund 2200 Fasane erlegt.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Josef Drefs.

 


Wanzenfliege
Wanzenfliege

 

30.06.2015

Ein hintertriebenes Kerlchen

 

Wanzenfliege nutzt auf raffinierte Art Wanzen zur Entwicklung

 

Region. Herbert Stern, Mitglied des NABU Mayen und Umgebung, ist nicht nur ein exzellenter Kenner der Vogelwelt, nein, auch die Welt der heimischen Insekten hat es ihm angetan. Der Schwerpunkt seiner naturkundlichen Arbeit bildet das Mayener Grubenfeld. Nach und nach will er die dort vorkommende Insektenwelt dokumentieren. Das auf dem o.a. Foto abgebildete Tierchen hat er als eine Wanzenfliege (Phasia hemiptera) identifiziert.

 

Dieses eben mal rund einen Zentimeter große Kerlchen sollte man nicht unterschätzen. Die Fliege ist auf ihre Art ganz schön durchtrieben, könnte man beinahe sagen. Um sich fortzupflanzen, nutzt sie einen fiesen Trick, das anderen Tieren – in ihrem Fall Wanzen – sehr zum Nachteil gelangt. Die Wanzenfliege gehört der Familie der Raupen- oder Schmarotzerfliegen an. Die meisten von ihnen nutzen Schmetterlingsraupen zu ihrer Entwicklung. Einige von ihnen haben es auf Heuschrecken, Käfer oder Blattwespen abgesehen, auf denen sie parasitieren. Phasia hemiptera hingegen hat sich auf Wanzen, vornehmlich Baum- oder Erdwanzen spezialisiert.

 

Das Weibchen der Fliege legt ein Ei direkt an einer Wanze ab. Nach wenigen Tagen schlüpft daraus eine winzige Larve, die sich in die Wanze hineinbohrt und diese nach und nach von innen auffrisst. Sie ernährt sich vom Körpergewebe des Wirtes, was zwar nicht unmittelbar, aber letztendlich doch zum Tode der Wanze führt. Werden Insekten befallen, die sich als Schädlinge für den Wald erweisen, dann kann man das Vorgehen der Fliegen durchaus als biologische Schädlingsbekämpfung bezeichnen. Nach etwa zwei Wochen verpuppt sich die Fliegenlarve. Nach weiteren zwei Wochen schlüpft dann die erwachsene Fliege. Männchen leben einen Monat, Weibchen rund 20 Tage.

 

Trockene, warme Standorte sind der Lebensraum der Wanzenfliegen. Zu sehen sind sie von Juni bis in den September hinein. Sehr gerne besuchen die erwachsenen Fliegen Korbblütler, auf denen sie Nektar und Pollen zu sich nehmen. Die Fliege wird etwa einen Zentimeter groß. Ihr Hinterleib ist stark abgeplattet und orange behaart. Ein dunkler Streifen ziert ihren Rücken. Die Weibchen haben gleichmäßig durchsichtige Flügel. Der Flügelrand der Männchen ist blau-schwarz gefleckt oder auch schon mal ganz dunkel. (fjd)

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Schachbrett
Schachbrett

 

25.06.2015

Flügelmuster verlieh ihm den Namen

 

Der Schachbrett-Falter kann in unserer Region vielerorts beobachtet werden

 

Region. Der Schachbrett-Falter gehört zu den unverwechselbaren heimischen Tagfalterarten. In unserer Region ist er noch verhältnismäßig häufig zu sehen. Sonnige, trockene Wiesen, Böschungen, Lichtungen, Wald- und Wegränder mit nektarreichen Pflanzen sind Lebensräume, an denen er anzutreffen ist. Seine Flugzeit erstreckt sich von Juni bis August. Flockenblumen und Disteln sind seine Haupt-Nektarlieferanten. Charakteristisch für den Falter ist seine Musterung. Die schwarz-dunkelbraunen und weißen Flecken der Flügeloberseite erinnern in ihrer Anordnung an ein Schachbrett. Dieses Aussehen führte auch zu seiner Namensgebung. Damenbrett ist eine weitere Bezeichnung, unter der er bekannt ist. Seine Flügelspannweite beträgt meist etwas mehr als fünf Zentimeter. Von Vögeln wird er als Nahrung gemieden. Das lässt vermuten, dass er für sie ungenießbar ist.

 

Die Raupen des Falters sind nachtaktiv. So entgehen sie ihren Haupt-Fressfeinden – den Vögeln und Eidechsen. Sie ernähren sich von verschiedenen Grasarten. Der Falter überwitnet im Raupenstadium. Im Folgejahr vollendet sie ihre Entwicklung. Die Verpuppung erfolgt am Erdboden. Im Juni schlüpfen dann die fertigen Falter. Die Eier, aus denen im September die Räupchen schlüpfen, werden von den Falterweibchen im Flug ungezielt über Grasland abgeworfen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Taubenschwänzchen
Taubenschwänzchen

 

22.06.2015

Der Kolibri unter den Schmetterlingen

 

Das Taubenschwänzchen beherrscht den Schwirrflug aus dem Effeff

 

Region. Obwohl das Taubenschwänzchen ein Vertreter der Nachtfalter ist, kann es sehr oft auch tagsüber beobachtet werden. Dann nämlich, wenn es in atemberaubender Geschicklichkeit von einer Blüte zur anderen saust. Dabei steht es einen kleinen Abstand von der Blüte entfernt, in deren Krone es seinen rund drei Zentimeter langen Saugrüssel, der normalerweise eingerollt ist,  taucht, um vom darin gelagerten Nektar zu naschen. Jeden Windhauch, der die Blüte hin und herbewegt kann das Taubenschwänzchen blitzschnell ausgleichen. Bis zu 90 Mal in der Sekunde schlägt es dabei mit den Flügeln. Aufgrund dieses typischen Flugverhaltens glauben nicht selten Beobachter, die ein Taubenschwänzchen beispielsweise an Geranien entdecken, dass sie einen Kolibri vor sich haben.

 

Das Taubenschwänzchen gehört zu den Wanderfaltern. In jedem Jahr kommen die Falter aus dem Mittelmeerraum zu uns. Aufgrund der klimatischen Veränderungen werden aber in zunehmender Zahl auch in Deutschland überwinternde Exemplare dieser Schwärmerart beobachtet. Geranien, Lichtnelken, Phlox und Sommerflieder zählen zu den Pflanzen, die der Schmetterling gerne ansteuert. Meist ist er am Morgen und am Abend aktiv, auch bei regnerischem Wetter und kühleren Temperaturen. Während der Mittagshitze ruhen die Falter meist. Dazu bilden sie nicht selten Schlafgemeinschaften.

 

Der Körperbau des Taubenschwänzchens erinnert tatsächlich ein wenig an den eines Vogels. Typisch ist der breite, schwarz-weiß gezeichnete Hinterleib, der dem Federschwanz einer Taube ähnelt. Bei dem des Taubenschwänzchens handelt es sich allerdings nicht um Federn, sondern um verlängerte Schuppen. Verwechseln kann man das Taubenschwänzchen mit dem auch bei uns vorkommenden Hummelschwärmer, der aber glasartig durchscheinende Flügel hat. Auf ihren Wanderungen legen die Taubenschwänzchen bis zu 2000 Kilometer zurück. Eine ungeheure Leistung für diesen gerade mal 0,3 Gramm wiegenden Winzling. Dabei erreicht es eine Geschwindigkeit bis zu 80 km/h. Die Tiere, die bei uns in frostsicheren Verstecken überwintert haben, legen im März ihre Eier an Labkräutern ab, den Nahrungspflanzen der Raupen. Mitte Juni schlüpft die erste Generation. Die aus dem Mittelmeerraum einfliegenden Exemplare erreichen uns Ende April. Deren Nachwuchs schlüpft Ende Juli. So kann es vorkommen, dass Tiere, die bei uns geschlüpft sind, gleichzeitig mit solchen gesehen werden, die aus dem Mittelmeerraum stammen.  Die Jungtiere wandern weiter nach Norden. Sie erreichen Skandinavien oder sogar Island. Die Raupe des Taubenschwänzchens hat einen grünen Grundton. An den Längsseiten trägt sie je eine gelbe, oben auf der Körpermitte eine weiße Linie.

 

Zu finden sind Taubenschwänzchen dort, wo nektarreiche Pflanzen vorhanden sind. Das können Trockenrasen sein, Gärten, Parks. Dichte Wälder werden gemieden. Immer wieder kehren sie zu ergiebigen Nahrungsquellen zurück, was ihr Erinnerungsvermögen beweist. Das können durchaus auch nektarreiche Balkonpflanzen sein. Auf bestimmte Pflanzen ist das Taubenschwänzchen nicht angewiesen. So kann der Falter das Angebot nutzen, das sich ihm bietet, ungeachtet der Jahreszeit. Vorrangig werden jedoch solche Blüten angeflogen, die eine lange Blütenröhre besitzen. Dem Taubenschwänzchen bei seinem Schwirrflug zuzusehen, ist ein wahres Naturerlebnis und beeindruckt immer wieder aufs Neue.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Gebänderte Prachtlibelle
Gebänderte Prachtlibelle

 

19.06.2015

Blau-schwarz schillern ihre Flügel

 

Die Prachtlibellen sind an den Ufern der heimischen Bäche zu sehen

 

Region. Die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) ist an den Bächen unserer Region noch regelmäßig zu beobachten. Die Männchen tragen auf ihren leicht grünlich gefärbten Flügeln eine blau-schwarze Binde. Lediglich die Flügelbasis und die Spitze sind durchscheinend. Die drei hintersten Segmente des Abdomens sind unterseits weiß gefärbt (Schlusslicht). Die Flügel der Blauflügel-Prachtlibellen-Männchen hingegen schillern auf ihrer gesamten Fläche blauschwarz. Allenfalls gibt es an der äußersten Flügelspitze einen durchsichtigen Bereich. Die Flugzeit der „fliegenden Edelsteine“ beginnt im Mai und endet im August. Nicht selten kommen beide Arten gemeinsam an einem Bachlauf vor. Die Flügel der Weibchen beider Arten sind durchscheinend bräunlich gefärbt.

 

Beide Arten bevorzugen den Uferbereich kleiner bis mittelgroßer Bäche als Lebensraum. Die geschlechtsreifen Männchen beider Arten zeigen ein territoriales Verhalten. In ihr Revier darf kein fremdes Männchen eindringen. Kommt es doch dazu, dann legt der Reviereigner ein Drohgebärden an den Tag. Das reicht meist, um den Eindringling zu vertreiben. Taucht jedoch ein Weibchen auf, dann wird um die Gunst der Schönen gebalzt. Das zeigt sich unter anderem in beeindruckenden Schwirrflügen. Dabei zeigt das Männchen sein weißes Schlusslicht. Mit zum Balzverhalten gehört auch, dass dem Weibchen günstige Eiablage-Plätze gezeigt werden. Bleibt das Weibchen dort auf den Wasserpflanzen sitzen, dann landet das Männchen auf ihren Flügeln und koppelt sich mit seinen Hinterleibsanhängen an ihr an. So entsteht das für die Libellen typische Paarungsrad. Die Eier werden nahe der Wasseroberfläche in Pflanzen eingestochen oder in die Stängel der Pflanzen injiziert. Dazu krabbeln die Libellen-Weibchen an einem Pflanzenstängel entlang bis unter die Wasseroberfläche. Nach sechs bis neun Wochen schlüpfen die Larven.

 

Die Larven der Prachtlibellen entwickeln sich über zehn bis zwölf Stadien am Grunde der Bäche. Dazu klammern sie sich an Pflanzen an (z.B. Flutender Hahnenfuß, Wasserpest). Zwischen den einzelnen Stadien liegt jeweils eine Häutung. Über all die Entwicklungsstadien hinweg, die meist nach einem Jahr abgeschlossen ist, ernähren sich die Tiere u.a. von Zuckmücken- oder Kriebelmückenlarven. Nach der letzten Häutung überwintert die entsprechende Generation im Bach und schließt im kommenden Frühjahr mit der Metamorphose zum Imago ab. Dazu klettert die Larve an der Pflanze ca. 30 - 40 Zentimeter über die Wasseroberfläche. Leere Larvenhüllen, aus denen die voll entwickelten Libellen geschlüpft sind, sind nicht selten an Pflanzenstängeln von Wasserpflanzen zu sehen.

 

Mehr noch als die Gebänderte Prachtlibelle ist die Blauflügel-Prachtlibelle auf eine gute Wasserqualität der Bäche angewiesen. Insbesondere benötigt sie kühle, sauerstoffreiche Bereiche. Dort, wo hohe Ablagerungsschichten oder Faulschlamm im Bach vorhanden sind, haben ihre Larven keine Chance der Entwicklung. Aus diesem Grunde lässt sich auf das Vorhandensein der Libellen auch auf die Wasserqualität Rückschlüsse ziehen. Flattern die Prachtlibellen am Bachufer entlang, dann sind sie kaum zu übersehen. Zu auffallend ist ihr gaukelnder Flug. Immer wieder suchen sie Ruhepunkte auf, an denen sie sich niederlassen. Sie ernähren sich von kleinen Insekten, die sie meist im Flug fangen. Sie selbst fallen als Larven Gelbrandkäfern, Rückenschwimmern, Wasserläufern oder Wasservögeln zum Opfer. Erwachsene Tiere werden von Vögeln erbeutet.

 

Noch immer hält sich hier und da die Mär, dass Libellen stechen können. „12 Stiche töten ein Pferd“ bekam der Verfasser dieses Artikels als Kind noch zu hören. Das aber ist totaler Quatsch. Libellen, auch Teufelsnadeln, genannt, stechen nicht. Sie gehören mit zu den faszinierendsten Vertretern, die unsere Fauna noch zu bieten hat. In manchen Regionen sind die Prachtflügel-Libellen aufgrund der Verbauung von Bächen und deren Verschmutzung, Kanalisierung und Eutrophierung schon selten geworden. In Rheinland-Pfalz ist die Blauflügel-Prachtlibelle wie auch die Gebänderte Prachtlibelle in der Kategorie 3 eingestuft, was bedeutet, dass sie in ihrem Bestand gefährdet sind.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Labkraut-Sommerwurz
Labkraut-Sommerwurz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

09.06.2015

Die Photosynthese ist ihr fremd 

 

Der Labkraut-Sommerwurz fehlt das Chlorophyll – Sie ernährt sich mithilfe anderer Pflanzen

 

Region. Die Labkraut-Sommerwurz, auch Gewöhnliche – oder Nelken-Sommerwurz genannt, ist eine faszinierende Pflanze. Sie ist ein Vollschmarotzer, enthält kein Chlorophyll und lebt, wie es der Name schon sagt, auf Labkräutern, vorzugsweise Galium mollugo und Galium verum. Alle zum Leben notwendigen Stoffe produziert sie nicht selbst, so wie es die meisten Pflanzen mit Hilfe der Photosynthese tun, also der Umwandlung niedrig energiereicher Stoffe in energiereiche Substanzen mithilfe des Sonnenlichts. Alle Nährstoffe, die sie zum Leben benötigt, bieten ihr die Wirtspflanzen, deren Wurzelgeflecht sie anzapft. Dort gelangt sie an die notwendigen Nahrungssstoffe und an Wasser. Die Wirtspflanze stirbt dadurch im Normalfall nicht. Nur bei einem Massenbefall kann sie geschädigt werden. In Mitteleuropa gibt es mehr als 20 Sommerwurz-Arten. Sie alle haben sich auf bestimmte Gruppen von Wirtspflanzen spezialisiert (Ginster, Efeu, Schafgarbe, Thymian,...). Es kann auch vorkommen, dass Sommerwurzarten Nutzpflanzen befallen, z.B. Tabak, Sonnenblumen,... In diesem Fall wird nicht selten mit Herbiziden gegen sie vorgegangen.

 

Zu finden ist die Labkraut-Sommerwurz auf Halbtrockenrasen, an Säumen von Wäldern, und Gebüschen, vorzugsweise auf kalkhaltigen Lehm- und Lössböden. Die Stängel sind gelb bis rötlich gefärbt, die Blütenkrone hellgelb bis braunrot. Die Narbe ist purpurrot. Die Unterlippe der Blüte ist 3-teilig und bewimpert. Die Pflanze duftet nach Nelken, weshalb sie auch Nelkenwurz genannt wird.

 

Die Labkraut Sommerwurz ist in der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten und gefährdeten Pflanzen in Rheinland-Pfalz unter der Kategorie 3 eingestuft. Das bedeutet, dass sie gefährdet ist.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Manns-Knabenkraut
Manns-Knabenkraut

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

03.06.2015

Lichte Wälder sind sein Zuhause

 

Das Manns-Knabenkraut findet in unserer Region noch geeignete Lebensräume

 

Region. Das Manns-Knabenkraut (Orchis mascula), auch Stattliches Knabenkraut genannt, gehört zu den in unserer Region am häufigsten vorkommenden Orchideenarten. Die Knabenkräuter sind eine Gattung innerhalb der Orchideen-Familie. Zu finden sind sie in lichten Wäldern und Hecken und auf Magerwiesen. Dort, wo Orchideenwiesen unter den Pflug genommen und gedüngt werden, verschwinden die hübschen Pflanzen recht schnell. Bis zu 70 Zentimeter groß kann das Manns-Knabenkraut werden. Die Laubblätter sind in einer Rosette angeordnet. Meist sind sie violett gefleckt oder gesprenkelt. Die Farbe der Blüte reicht vom (hellen) Violett bis zum Purpurrot. Der Stängel steht aufrecht und ist zum Teil rotbräunlich gefärbt.

 

Die botanische Bezeichnung „Orchis“ kommt aus dem griechischen. Bereits um 300 v. Chr. erwähnte der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastus von Eresos in seinen Arbeiten die Knabenkräuter. Wegen der paarig angelegten Wurzelknollen, die seiner Vorstellung nach Hoden ähneln, nannte er sie Orchis = Hoden. Früher glaubten die Menschen daran, dass, wenn sie eine Frau die größere der beiden Wurzelknollen essen würde, Knaben gebären würde. Daher stammt auch die Bezeichnung „Knabenkraut“. Die Samen aller bei uns vorkommenden Orchideenarten sind winzig klein. Sie messen nur 1/4 Millimeter und wiegen gerade mal 1 Millionstel Gramm.

 

Die Samen besitzen kein Nährgewebe. Damit aus ihnen Pflanzen entstehen können, sind sie auf einen Bodenpilz angewiesen, der in den gedüngten Hausgärten nicht zu finden ist. Derjenige, der Orchideen ausgräbt und glaubt, sie in seinem Hausgarten anpflanzen zu können, schädigt die Pflanzen nur und trägt letzten Endes zu deren Verschwinden bei, denn aufgrund des fehlenden Bodenpilzes gehen die Orchideen im Garten schnell ein. Es bietet sich also an, alle heimischen Wildorchideen an ihrem natürlichen Standort zu bewundern. Nur dort bieten ihnen die Gegebenheiten die besten Überlebenschancen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


 

29.05.2015

Intensives Grün kommt bei Dino-Damen gut an

 

Zauneidechsen wird durch die intensive Landnutzung das Überleben immer schwerer gemacht

 

Region. Neben der Waldeidechse zählt die Zauneidechse zu den in Rheinland-Pfalz am häufigsten vorkommenden Eidechsenarten. Auch in unserer Region ist der kleine "Dino-Saurier" noch zu beobachten. Sie besiedelt unterschiedliche Landschaftsformen. Zu finden ist sie an Waldrändern, in aufgelassenen Steinbrüchen, auf Heideflächen, an Böschungen, Feldrändern, Bahndämmen und an Rändern von Weinbergen. Sie mag sonnige, trockene bis leicht feuchte Lebensräume mit Gebüsch und lockerem Bewuchs, in dem sie Deckung findet. Im Vergleich zu den anderen Echsenarten kommt sie etwas plumper und gedrungener daher. Ihre Größe von Kopf bis zur Schwanzspitze reicht bis etwa 25 Zentimeter. In Osteuropa kann sie durchaus auch schon mal 30 Zentimeter groß werden. Was Geschlechter und Alter angeht, unterscheiden sich die Zauneidechsen recht stark voneinander. Während das Männchen insbesondere während der Paarungszeit sehr stark an den Kopfseiten und den Flanken vom Grün geprägt wird, ist das Weibchen eher unauffälliger braun bis graubraun gefärbt. Das Männchen hat eine dunkle Kopfplatte. Dieser schließt sich ein grau-/dunkelbraunes breites Band an, das sich im Anfangsbereich des Schwanzes in Flecken auflöst. Eingerahmt ist das Band beiderseits von hellen Streifen. Der Rücken und die Flanken sind grün, durchsetzt mit schwarzen Flecken. Die Linien und Punkte auf dem Rücken behält die Eidechse zeitlebens, so dass diese zur Bestimmung eines Individuums gut herangezogen werden können. Die beim Männchen grünliche Unterseite ist schwarz gefleckt. Bei dem Weibchen ist die Unterseite hingegen cremefarben und fast immer ohne schwarze Flecken, allenfalls nur leicht gefleckt. Auch die Jungtiere sind bräunlich-grau gefärbt. Sie und auch die Weibchen tragen an entlang der Flanken Augenflecke.

 

Nach der Winterruhe, die etwa von September/Oktober bis in den März des Folgejahres hineinreicht, erscheinen zuerst die Jungtiere, dann die Männchen. Ihnen folgen etwas später die Weibchen. Die älteren Männchen zeigen während der Fortpflanzungszeit ein territoriales Verhalten. Es kann durchaus auch schon mal zu Kämpfen zwischen Männchen kommen, die aber meist darin enden, dass das schwächere Tier sein Heil in der Flucht sucht. Andernfalls verbeißen sich die Tier ineinander.

 

Die Eiablage erfolgt im Mai/Juni. Dazu werden kleine Höhlen gegraben oder sonstige Verstecke genutzt, die der Sonne ausgesetzt sind, denn durch die wärmenden Sonnenstrahlen werden die Eier ausgebrütet. Nach etwa 60 bis 65 Tagen schlüpfen die Jungen. Diese, wie auch die erwachsenen Tiere sind einer Menge Feinde ausgesetzt. Von der Amsel, über Greifvögel, Krähen, Katzen und Schlingnattern verschmähen auch Igel die Tiere nicht. Die Zauneidechse selbst ernährt sich vorwiegend von Heuschrecken, Grillen, Käfern, Spinnen, Asseln und Ameisen. Der zunehmende Landverbrauch, der sich unter anderem in einer stärkeren Bebauung (Wohngebiete, Gewerbeparks), dem Straßenbau und auch dem Verschwinden von Brachen und Grenzlinien bemerkbar macht, macht auch den Zauneidechsen das Überleben immer schwerer. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist die Zauneidechse eine streng geschützte Art. In Rheinland-Pfalz steht sie auf der Vorwarnliste.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Goldammer im blühenden Weißdornbusch
Goldammer im blühenden Weißdornbusch

 

23.05.2015

Mit leuchtend gelbem Kopf auf Brautschau

 

Die Goldammer ist in unserer Region noch häufig zu beobachten – Charaktervogel der Feldflur

 

Region. Die Goldammer ist der wohl häufigste Vertreter aus der bei uns vorkommenden Ammer-Arten. In unserer Region ist der Singvogel noch häufig zu beobachten, wenngleich auch bei ihr ein Rückgang in der Häufigkeit festzustellen ist. Dieser liegt vermutlich in der Intensivierung der Landwirtschaft begründet. Feldflur mit Hecken, pflanzenreiche Säume, Gebüsche und artenreiche Böschungen sind in unserer Feldlandschaft kaum noch zu finden. Der Pestizideintrag, der selbst auch an den Feldrändern nicht ausgespart wird, trägt nicht gerade zu ihrer Erbauung der heimischen Tier- und Pflanzenarten bei.

 

Die Goldammer ist ein Charaktervogel der Feldflur. Offene, abwechslungsreiche Landstriche mit Büschen, Hecken, Brachen und krautreichen Böschungen und Säume sind sein bevorzugter Lebensraum. Unverwechselbar ist ihr Gesang, der zunächst durch einige kurze Töne, dem sich abschließend ein langgezogener Laut anschließt: zizizizi-düüh. Im Volksmund heißt die Tonfolge: „Wie-wie-wie-wie hab ich dich liiieeeb.“ Von anderen bei uns vorkommenden gelb gefärbten Ammerarten unterscheidet sich die Goldammer durch ihren kastanienbraunen Bürzel. Das Männchen trägt als Prachtkleid einen leuchtend gelb gefärbten Kopfbereich. Das Weibchen ist schlichter gefärbt. Es trägt etwas unscheinbare Gelbpartien am Kopf.

 

Hat der Goldammer-Mann durch seinen Gesang, der meist von exponierter Stelle (herausragender Zweig, Zaunpfahl) aus vorgetragen wird, ein Weibchen auf sich aufmerksam gemacht, dann präsentiert er ihr einen Grashalm. „Komm, lass uns ein Nest bauen“, heißt vermutlich diese Geste. Das Nest wird meist im Gestrüpp niedrig über dem Boden angelegt. Goldammern sind bei uns das ganze Jahr über zu sehen. Während der Wintermonate streunen die Vögel meist in größeren Gruppen durch die Landschaft. Insekten, Sämereien, Raupen sind die Hauptnahrung des Singvogels. Das vorliegende Foto gelang Tierfotograf Josef Drefs aus Mayen-Hausen bei einem seiner Ansitze auf Wildvögel nahe seines Wohnortes.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Josef Drefs.

 


Ohnhorn (Aceras anthropophorum)
Ohnhorn (Aceras anthropophorum)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

19.05.2015

Blüte ähnelt einem schlapp hängenden Menschen

 

Aceras anthropophorum mag Magerrasen und lichtes Gebüsch

 

Region. Das Ohnhorn (Aceras anthropophorum), es ist auch unter den Namen Ohnsporn oder Hängender Mensch bekannt, zählt zu den eher unscheinbaren Orchideen, die in unserer Region zu finden sind. In jüngster Zeit beobachten Pflanzenkundler eine nördlich ausgerichtete Ausbreitung der Art. Die Blüten der zierlichen Orchidee erinnern tatsächlich bei genauer Betrachtung an einen hängenden Menschen, der seine Arme schlapp herunterhängen lässt oder auch an eine Puppe, weshalb man sie auch unter der Bezeichnung Puppenorchis kennt. Der Ohnsporn wird zwischen 20 und 40 Zentimeter groß. Zu finden ist er auf sonnigen Magerrasen und im lichten Gebüsch. Winter mit wenig Frost, aber Schneefall tragen dazu bei, dass die Pflanze an ihren Standorten gut gedeiht.

 

Eines der Kennzeichen der Puppenorchis ist der halbkugelförmige Helm, der aus den rotrandigen Kelchblättern und den Kronblättern gebildet wird. Die Lippe ist rund 15 mm lang, hängend (deshalb der Name) und grünlich-gelblich bis bräunlich-rötlich gefärbt. Die zwei Zipfel des Mittellappens sind etwas länger als die Seitenlappen. Sie blüht von Mai bis Ende Juni. Dort, wo sie gemeinsam mit dem Helm-Knabenkraut wächst, bilden sich Bastarde, die Merkmale von beiden Pflanzen zeigen.

 

Das Ohnhorn ist eine Orchideenart, die unter anderem auch von Käfern bestäubt wird. Da die Blüte keinen Sporn (Ohnsporn) ausbildet, ist es den Käfern möglich an den Nektar zu gelangen. Durch ihren Besuch der Blüten tragen sie letztendlich auch sie zur Verbreitung der Orchidee bei. In der Roten Liste der gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten in Rheinland-Pfalz wird Aceras anthropophorum in der Kategorie 2 geführt, was der Einstufung „stark gefährdet“ entspricht.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Die Bocks-Riemenzunge ist in unserer Region nur an wenigen Stellen zu sehen
Die Bocks-Riemenzunge ist in unserer Region nur an wenigen Stellen zu sehen
Die Blüte der Bocks-Riemenzunge ist ein Wunder der Natur
Die Blüte der Bocks-Riemenzunge ist ein Wunder der Natur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

16.05.2015

Geruch des Ziegenbocks gab ihr den Namen

 

Die Bocks-Riemenzunge ist eine heimische Wildorchidee

 

Region. Die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) zählt zu den Orchideenarten, die in unserer Region nur selten zu sehen sind. Dort, wo sie aber gedeiht, ist sie meist in kleineren Beständen zu finden. In ganz Mitteleuropa ist die Riemenzunge zu finden. Ihre Größe schwankt in der Regel zwischen 60 und 80 Zentimeter. Mitunter werden sogar Exemplare gefunden, die einen Meter hoch sind. Eine stattliche Größe. Je größer die Pflanze, um so mehr Einzelblüten sind an ihrem langgestreckten Blütenstand vorhanden – bis zu 100. Deren Geruch soll dem eines Ziegenbocks ähneln, worauf sich ihre Bezeichnung zurückführen lässt.

 

Die Blütezeit der Bocks-Riemenzunge reicht von Mitte Mai bis Ende Juni. Die Pflanze mag kalkhaltige Böden. Sie wächst auf Trocken- und Halbtrockenrasen. Der Boden muss stickstoffarm sein. Wird eine Wiese gedüngt, verschwindet sie rasch. In Rheinland-Pfalz gilt die Bocks-Riemenzunge als stark gefährdet. Die äußeren und inneren Blütenhüllblätter bilden einen Helm. Die Lippe ist dreilappig und am Rande gewellt. An der Basis erscheint sie grünlich-weiß mit roten Punkten. Der mittlere Lappe kann durchaus sechs Zentimeter lang werden. Er ist grün und braun-rötlich gefärbt. In der noch geschlossenen Blüte ist der lange Lappen eingerollt. Nach dem Aufblühen ist er zunächst spiralig gedreht. Mit fortdauernder Blüte vermindert sich die Drehung jedoch. Dieser korkenzieherartige Mittellappen macht die Pflanze unverkennbar. Wildbienen sorgen für die Bestäubung der Pflanzen. Bastarde zwischen der Bocks-Riemen- zunge und anderen Orchideenarten wurden bislang noch keine entdeckt.

 

Himantoglossum ist von Natur aus nicht sehr langlebig. Sie blüht durchschnittlich vier Mal in aufeinanderfolgenden Jahren, dann sind ihre Energiereserven aufgebracht und sie geht ein. Ist eine Pflanze in ihrem Erscheinungsbild besonders kräftig, dann kann man davon ausgehen, dass sie im Folgejahr nur noch schwach blüht oder gar nicht mehr. So erklärt sich auch, dass die Bestände von Jahr zu Jahr schwanken. Gelangen nach der Samenreife erwachsener Pflanzen die winzigen Samenkörnchen auf einen geeigneten Untergrund, dann bilden sich neue Pflanzen. Da Orchideensamen kein Nährgewebe besitzen, sind sie auf ein Zusammenleben mit einem Pilz angewiesen, der sie ernährt. Aus diesem Grund macht es keinen Sinn, dass man Pflanzen ausgräbt, um sie bei sich im Garten auszubringen, was zudem streng verboten ist. Im Hausgarten ist der entsprechende Pilz, den die Orchideen zum Überleben benötigen so gut wie nie vorhanden. Wahre Naturfreunde erfreuen sich an den Pflanzen, in dem sie sie an ihren natürlichen Wuchsorten betrachten und auch dort belassen.

 

Seit den 1990er Jahren beobachten Wissenschaftler ein Ausbreiten der Bocks-Riemenzunge in Deutschland gen Richtung Norden. Momentan zieht sich die nördliche Verbreitungsgrenze in etwa in einer Linie von der Nordeifel bis nach Thüringen. Die Eroberung neuer Lebensräume ist nach Überzeugung der Biologen in Zusammenhang mit der Erderwärmung zu sehen. 1999 wurde die Bocks-Riemenzunge zur Orchidee des Jahres gekürt.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio (o.); Helmut Schwarzer (u.).

 


Brombeer-Zipfelfalter
Brombeer-Zipfelfalter

 

14.05.2015

Schönheit mit metallisch schillernden Flügeln

 

Der Brombeer-Zipfelfalter ist in unserer Region vielerorts zu sehen

 

Region. Der Brombeer-Zipfelfalter, auch Grüner Zipfelfalter genannt, zählt bei ober- flächlicher Betrachtung zu den eher unscheinbaren Tagfaltern unserer Region. Doch wenn man die Gelegenheit hat, sich den Schmetterling einmal näher anzuschauen, dann wenn er auf einem Blatt oder an einer Pflanze ruht, dann entpuppt er sich als ein kleines Farbwunder.

 

Seine Flügelunterseiten schillern in einem metallischen Grün, dass einfach faszinierend ist. Gut zu erkennen sind auf den zusammengeklappten Hinter- flügeln auch einige in einer Reihe angeordnete zarte, weiße Fleckchen. Oberseitig sind die Flügel graubraun. was dem Falter eine sehr gute Tarnung verleiht. Ruth er im Blattwerk des Gesträuchs, dann ist er nur schwer zu entdecken. Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen durch ein kleines Duftschuppenfeld auf der Vorderflügelunterseite. Es liegt etwas unterhalb der Mitte am vorderen Rand. Allerdings ist es nur bei frisch geschlüpften Faltern gut auszumachen, und auch nur bei günstigem Lichteinfall. Trockene Wald- lichtungen, Waldränder, lichte Kiefernwälder, strauchreiches Buschland, Wiesen, Heiden und Moore zählen zu seinen Lebensräumen. In den Alpen sit er auch noch in Höhen von 2000 Metern antreffen.

 

Das Männchen des Brombeer-Zipfelfalters zeigt anderen Schmetterlingen und Insekten gegenüber ein territoriales Verhalten. Nähert sich also ein Schmetterling seinem Revier, dann wird er attackiert. Der Falter, der zur Familie der Bläulinge gehört, ist in ganz Europa zu finden. Sein Lebensraum reicht bis ins arktische Skandinavien.

 

Das Weibchen legt im Frühjahr Eier an der Futterpflanze ab. Das können sein: Ginster, Goldregen, Brombeeren, Heidelbeeren, Fingerkräuter, Geißklee. Nach etwa zehn Tagen schlüpfen die Raupen. Sie leben von etwa Mai bis August. Dann verpuppen sie sich meist im Laubstreu an der Basis ihrer Nahrungs- pflanzen. Dort überwintern sie auch. Ab April/Mai des Folgejahres schlüpft dann der Falter. Der Brombeer-Zipfelfalter ist der einzige Zipfelfalter, der nicht im Ei-, sondern im Puppenstadium überwintert. In der Regel fliegt nur eine Generation im Jahr, von Mitte April bis Juni. An geeigneten Stellen gibt es in Ausnahme- fällen eine zweite Generation, die von Juli bis August zu sehen ist.

 

Die Raupe ist grün. An den Flanken zeigt sie gelbe und grüne Abzeichen. Die vorliegende Aufnahme machte Helmut Schwarzer während einer Exkursion in der Gemarkung Hatzenport.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Vulkanparkführer Armin Hofschulte mit einem Exemplar des Tellerkrautes
Vulkanparkführer Armin Hofschulte mit einem Exemplar des Tellerkrautes
Hier eine Nahaufnahme der Pflanze
Hier eine Nahaufnahme der Pflanze
Typisch für die Claytonie: Die verwachsenen Hochblätter, die den Stängel voll umschließen.
Typisch für die Claytonie: Die verwachsenen Hochblätter, die den Stängel voll umschließen.

 

09.05.2015

Bei den Indianern als Salat und Heilkraut beliebt

 

Ein wenig bekannter Neubürger im Pflanzenreich ist auch in unserer Region zu finden

 

Pellenz. Das Gewöhnliche Tellerkraut (Claytonie perfoliata) zählt zu den eher weniger bekannten pflanzlichen Neubürgern (Neophyten), die sich mehr und mehr auch in unserer Region ihre Territorien erobern. Die ursprüngliche Heimat des Tellerkrauts ist der Westen Nordamerikas. Dort wurde es von den Indianern nicht nur als Salatpflanze genutzt, sondern auch als Heilkraut. So ist bekannt, dass es bei den Shoshonen als Breiauflage zur Linderung rheumatischer Beschwerden eingesetzt wurde. Anderen Stämmen diente die Pflanze als Heilmittel bei Augenleiden. Zu Zeiten des Goldrauschs war das Kraut bei den Minenarbeitern als vitamin-C-haltiges Gemüse beliebt. Siedler, die aus Nordamerika in die Karibik zogen, nahmen die Claytonie mit. Daher rührt auch der Name Kuba-Spinat, unter dem sie bekannt ist. Winterportulak ist eine weitere Bezeichnung.

 

In Mitteleuropa wurde das Gewöhnliche Tellerkraut als Salatpflanze eingebür- gert, unter anderem auch im norddeutschen Tiefland. Dort und entlang der Nordseeküste ist die Claytonie heute weit verbreitet. Teilweise wird sie schon als Unkraut angesehen. Zudem wird die Pflanze auch als Samen durch den Pflanzenhandel eingeschleppt. Unter anderem ist dieser auch schon mal im bäuerlichen Saatgut zu finden. Helmut Schwarzer, ein erfahrener Pflanzenkundler, der auch als Vulkanparkführer tätig ist, entdeckte das Gewöhnliche Tellerkraut vor geraumer Zeit auf einer seiner naturkundlichen Exkursionen in der Pellenz. Mit seinem Kollegen Armin Hofschulte, ebenfalls ein Vulkanparkführer, suchte er dann erneut den Standort auf, um ihm seinen Fund zu zeigen.

 

Die Grundblätter des Tellerkrauts bilden eine Rosette. Sie erscheinen nach den ersten Regenfällen im zeitigen Frühjahr. Blühend ist die Claytonie von etwa April bist in den Juni zu sehen. Zu finden ist sie im Halbschatten auf stickstoffreichen, meist trockenen, sandigen Böden. In unserer Region ist das Tellerkraut bislang kaum verbreitet, aber dort, wo es wächst, ist es recht individuenreich. Zehn bis  30 Zentimeter hoch wird das Kraut. Die Blüten sind weiß bis leicht rosa. Typisch für das Erscheinungsbild sind die Hochblätter, die den Stängel voll umschließen. Aufgrund dieser ungewöhnlichen Blattform ist die Pflanze unverwechselbar. Die ganze Pflanze ist essbar, im jungen Zustand sogar roh. Ihr Geschmack ist ähnlich dem des Feldsalats. Heute ist das Tellerkraut sogar auf dem einen oder andern Wochenmarkt als Postelein zu finden. Die kleinen schwarzen Samen, die die Pflanze ausbildet, werden gern von Wildvögeln aufgenommen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Sumpfhaubenpilz
Sumpfhaubenpilz

 

27.04.2015

Gelber Schönling steht im Moorwasser

 

Sumpfhaubenpilz wächst auf verfaulendem Material in Sumpf- und Moorgebieten

 

Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Während der vom NABU Mayen und Umgebung organisierten Exkursion in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald gelang es dem Teilnehmer Helmut Schwarzer in dem besuchten Bruch einen hübschen Pilz zu fotografieren. Dabei handelt es sich um den Sumpfhaubenpilz.

 

Dieser Vertreter der Schlauchpilze wird nur zwei bis fünf Zentimeter groß und wächst meist gesellig in sumpfigen, moorigen Gebieten. Charakteristisch für sein Erscheinungsbild ist der helle, glasig wirkende Stiel mit dem aufgesetzten, keulenartigen, gelben bis orangeroten Hut. Der Pilz gedeiht an verfaulendem, organischem Material. Das können Blätter, Nadeln, Zapfen oder Ästchen sein, die auch im seichten Wasser liegen können. Nicht selten steht der Pilz dabei direkt im Moorwasser, weil sein „Haltgeber“ dicht unter der Wasseroberfläche liegt. Der Pilz ist nicht häufig, aber in Mitteleuropa an den besagten Stellen gut verbreitet.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Haselwurzblüte
Haselwurzblüte
 Haselwurzblätter
Haselwurzblätter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unauffällige Schönheit

 

Die Haselwurz ist ein Bewohner von Auen- und Schluchtwäldern

 

Region. Sie ist in Laubwäldern, vornehmlich Auen- oder auch Schluchtwäldern zu finden: die Haselwurz (Asarum europaeum). Dort findet sie die frischen bis feuchten und nährstoffreichen Böden, die sie zur Entfaltung mag. Kein Wunder also, dass sie als ein Lehm- und Feuchtigkeitszeiger gilt.

 

In unserer Region ist die unauffällige, deshalb aber nicht minder schöne Pflanze beispielsweise im Elzbachtal noch zu finden. Dort bildet sie die für sie typischen „Blätter-Nester“. Die kräftige grüne Farbe der nierenförmigen Blätter lassen sich schon früh im Jahr ausmachen. Die unscheinbaren braunroten Blüten, die meist etwas versteckt unter den Blättern liegen, zeigen sich von März bis etwa Mai. Meist sind sie dreizipflig, aber auch solche mit vier Blütenzipfeln treibt die Pflanze aus. Begleitpflanzen sind unter anderem: Wald-Trespe, Seidelbast, Schneeglöckchen und Wald-Sanikel. Ameisen sorgen mit dem Verschleppen der Samen für ihre Verbreitung. Die Haselwurz zählt zu den Selbstbestäubern. Darüber hinaus tragen aber auch Pilz-Mücken zur Bestäubung bei. Weil die Blüten Merkmale von Pilzen vortäuschen, werden die Mücken angelockt. Die ganze Pflanze, außer der Blattoberseite, ist behaart.

 

Die Haselwurz ist giftig. Ihre Bestandteile sind schleimhaut-, brech- und nießreizend. Sie können sogar innere Blutungen verursachen. Bis ins 18. Jahrhundert wurden die getrockneten Rhizome als Brechmittel genutzt. Ihre Blätter, in pulverisierter Form, waren Bestandteil des Schneeberger-Schnupftabaks. Blätter und Wurzeln schmecken nach Pfeffer. Vergiftungser-scheinungen äußern sich durch Brennen im Mund, Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfall und Uterusblutungen. Im Extremfall kann der Tod durch Atemlähmung eintreten.

 

Die Pflanze, die zur Familie der Osterluzeigewächse zählt, wird unter anderem auch Hasenpappel, Hexenrauch, Brechhaselkraut, Haselmönch, Pfefferkraut, Teufelsklaue, Wilder Pfeffer und Brechwurz genannt. Ihren eigentlichen Namen hat sie wohl daher, dass sie oft unter Haselnusssträuchern zu finden ist.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer (o.); NABU/Franz-Josef Dosio (u.).

 


Kuhschellen
Kuhschellen

 

08.04.2015

Violette Glocken läuten auf mageren Rasen 

 

Die wunderschönen Blüten der Kuhschelle strecken sich jetzt der Frühlingssonne entgegen

 

Hartmut Knöffel, ein begeisterter, über die Region hinaus bekannter Naturfotograf aus Ettringen, war mit seiner Kamera mal wieder auf Fotopirsch. Dabei gelangen ihm sehr schöne Aufnahmen von der Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris), die jetzt wieder ihre hübschen Blüten der Frühlingssonne entgegenstreckt. Knöffel nutzte für seine Aufnahmen die Abendsonne, um die Pflanze im warmem Gegenlicht gekonnt in Szene zu setzen.

 

Die Kuhschelle zählt zu den Frühblühern. Magerrasen mit kalkhaltigen, nicht selten felsigem Untergrund, sind ihre bevorzugten Standorte. Dort, wo derartige Bodenstrukturen in Nutzwiesen umgewandelt, dabei auch noch mit Dünger versorgt werden, verschwindet die Wildpflanze sehr schnell. In der Roten Liste der Blütenpflanzen von Rheinland-Pfalz wird die Kuhschelle in der Stufe 3 – gefährdet – geführt.

 

Auffallend sind die wunderschönen Blüten der Kuhschelle, die meist purpurfarben oder violett sind. Das Innere der Blüten zieren viele dottergelbe Staubblätter. Sie bilden einen überaus reizvollen Kontrast zur Farbe der Blüten. Blätter und Stängel sind mit weichen, silbergrauen Haaren besetzt. Ein Quirl von zottig behaarten Hochblättern übernimmt die Schutzfunktion für die noch nicht entfalteten Blüten. Kelchblätter fehlen. Ihren Namen erhielt die Kuhschelle  wegen der glockenartigen Blütenform. Sie erinnert an eine Kuhglocke. Die Verkleinerungsform „Kühchen“ führte letztendlich zur Bezeichnung „Küchenschelle“, obwohl sie mit der Küche nichts gemein hat. Die lateinische Bezeichnung Pulsatilla rührt von „pulsare“ = schlagen her, was sich ebenfalls auf die Glocke (läuten, schlagen) bezieht. Die Pflanze ist giftig. In der Homöopathie wird sie unter anderem bei Menstruationsbeschwerden, Depressionen und hysterischen Angstbeschwerden eingesetzt. Wolfspfote ist einer der vielen Namen, die ihr der Volksmund gegeben hat. Er deutet auf die Giftgehalt der Pflanze hin.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Hartmut Knöffel.

 


Märzenbecher
Märzenbecher

 

12.03.2015

Märzenbecher kündet vom nahen Frühling

 

Der Märzenbecher, auch Frühlings-Knotenblume genannt, ist ohne Zweifel eine der schönsten Frühblüher, die unsere Wälder zieren. Zu sehen ist sie im März/April. Auenwälder oder auch Laubmischwälder mit feuchten, nährstoff-reichen Böden sind seine bevorzugten Standorte. Nach dem Bundes-Naturschutzgesetz gilt der Märzenbecher als besonders geschützte Art. In Rheinland-Pfalz ist er als "Gefährdet" eingestuft.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


Felsen-Gelbstern
Felsen-Gelbstern

 

11.03.2015

Der Felsen-Gelbstern ziert Felsköpfe im Moseltal

 

Von den fünf in Rheinland-Pfalz vorkommenden Gelb(Gold)sternarten zählt der Felsen-Gelbstern zu den seltensten. Größere Bestände gibt es in Deutschland nur noch in Rheinland-Pfalz. Zu finden ist die zierliche Pflanze auf flachgründigen Felsstandorten, u.a. auch an der Mosel. "Silikatfelskuppen mit Pioniervegetation" ist der fachliche Begriff für derartige Standorte. Scharfer Mauerpfeffer, Pfingstnelke und Hauswurz sind weitere floristische Vertreter, die dort zu finden sind.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Seidelbast
Seidelbast

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

07.03.2015

Der Seidelbast zeigt früh seine Blüten

 

Der Seidelbast (Daphne mezereum), unter anderem auch Kellerhals, Giftbeere und Pfefferstrauch genannt, zählt zu den Frühblühern. Schon früh im Jahr, nicht selten bereits im Februar, zeigt die hübsche Pflanze ihre stark duftenden rosa bis leuchtend-roten Blüten. Diese erscheinen noch bevor sich die Blätter ausbilden.

 

Auch in unserer Region ist der Seidelbast zu finden. Er bevorzugt schattige Standorte mit nährstoffreichem Boden. Bevorzugt wächst er an Waldrändern, in Auwäldern, an Bachufern und in Hecken. Der Kellerhals zählt zu den Heilpflanzen. Aber Achtung, er ist sehr giftig. Es gebührt sich von alleine, nicht mit der Pflanze zu experimentieren. Das homöopahtische Mittel "Mezerum" wird in erster Linie bei Hautkrankheiten angewendet.

 

Wie bereits erwähnt: Der Seidelbast ist sehr giftig. Insbesondere die Beeren stellen gerade für Kinder eine ernste Gefahr dar. Der Verzehr von zehn bis 15 der roten Früchte können tödlich wirken. Magen, Darm und Nieren werden stark geschädigt. Es kommt zu Durchfall, Erbrechen und starkem Brennen auf den  Schleimhäuten. Auf der Haut rufen alle Teile der Pflanze starke Reizungen und Blasenbildung hervor. Das wurde früher auch vom Bettelgewerbe ausgenutzt. Bettler brachten sich so mitleiderregende Wunden bei.

 

Dier Name Kellerhals stammt aus dem mittelhochdeutschen "keln" was so viel bedeutet wie quälen. Das bezieht sich auf die Beeren, die im Mund und in der Kehle beim Verzehr höllisch würgend brennen.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.

 


So sieht der Siebstern aus, wenn seine Blätter noch dem Boden anliegen

 

Siebstern, Exemplar vom Vorjahr
Siebstern, Exemplar vom Vorjahr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sensationsfund im Elzbachtal

 

Helmut Schwarzer aus Münstermaifeld hat während seiner Exkursionen ins Elzbachtal schon viele Pilzarten entdeckt, darunter auch Erdsterne (siehe Bericht unter „Heimische Tiere und Pflanzen). Jetzt ist dem Naturkundler aber eine Beobachtung geglückt, die durchaus als Sensation bezeichnet werden kann. Vor wenigen Tagen fand er in der Nähe der Burg Eltz ein weiteres Mitglied aus der Familie der Erdsterne (Erdsternverwandten) – den Siebstern. Dieser Pilz ist in Deutschland äußerst selten. Bislang wurde in unserer Region noch kein Exemplar dokumentiert.

 

Zu erkennen ist Myriostoma coliforme, so sein wissenschaftlicher Name, zum einen an den zahlreichen Sporenaustritts-Mündungen am Scheitel der meist abgeflachten Sporenkapsel, zum anderen an dem gestielten Sporenbehälter. Wegen der zahlreichen Sporen-Austrittsöffnungen wird der Pilz auch Pfefferbüchse oder halt Sieb-Erdstern genannt. Der „normale“ Erdstern besitzt nur eine Sporenöffnung und auch keine aufgesetzte Sporenkapsel. Zu finden, wenn man ihn denn überhaupt findet, ist der Siebstern in lichten, trockenen Wäldern mit sandigen Böden. Reife Exemplare des unscheinbaren, nicht essbaren Pilzes gibt es vom Sommer bis in den Herbst hinein. Alte Fruchtkörper kann man das ganze Jahr über entdecken. Und so einen fand jetzt Helmut Schwarzer.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Rotfuchs auf einem mit Raureif bedeckten Acker
Rotfuchs auf einem mit Raureif bedeckten Acker

 

19.02.2015

Der Rotfuchs feiert jetzt Hochzeit

 

Mitten im Winter, dann, wenn es draußen oft recht kalt ist und die Landschaft unter einer Schneedecke liegt, feiert der Rotfuchs Hochzeit. In den Monaten (Dezember)/Januar/Februar liegt die sogenannte Ranzzeit, während der sich die Rüden auf die Suche nach Weibchen machen, um für Nachwuchs zu sorgen. Hat ein Rüde erstmal die Spur einer Fähe aufgenommen, dann gibt es für ihn kein Halten mehr. Nur von Dezember bis Ende Februar ist das Fuchsmännchen befruchtungsfähig und nur an wenigen Tagen während dieser Zeitspanne das Weibchen. Kein Wunder also, dass die Männchen in dieser Zeit versuchen, mit einem Weibchen in Kontakt zu kommen. Hat der Rüde ein Weibchen aufgespürt, folgt er ihr, bis er ihr Abwehrverhalten überwinden kann und es zur Begattung kommt. Es kann durchaus sein, dass ein Rüde während der Ranzzeit mehrere Fähen begattet oder auch dass eine Fähe von unterschiedlichen Rüden besprungen wird. Dies wiederum kann dazu führen, dass ein Wurf Jungfüchse von verschiedenen Vätern stammt. Während der Ranzzeit ist nachts auch das Bellen und Geheul der Füchse draußen in freier Wildbahn zu hören. Nicht selten sind die Tiere dann auch tagsüber zu sehen. Zwischen Füchsen, die zur gleichen Zeit auf ein Weibchen stoßen, kommt es zum Kampf, der aber für beide nicht lebensgefährlich ist. Im Stil von Sumo-Ringern versucht eines das andere auf den Rücken zu werfen. Demjenigen, dem das gelingt, ist der Sieger. Der Verlierer trollt sich des Weges.

 

An der Aufzucht der Jungen, die nach einer Tragezeit von rund 50 Tagen in einer gegrabenen Erdhöhle zur Welt kommen, beteiligen sich in der Regel beide Elternpaare. Kommt eines um, muss das andere versuchen, alleine den Nachwuchs über die Runden zu bringen. Nach etwa 12 - 14 Tagen öffnen die Jungen die Augen. Mit etwa zwei Monaten verlassen sie erstmals den Bau und spielen intensiv. Die erste Fleischnahrung wird ihnen von der Mutter vorverdaut angeboten, so dass die Umstellung von Muttermilch auf feste Nahrung nach und nach vor sich geht. Füchse können durchaus zehn Jahre alt werden, wenn sie nicht dem Straßenverkehr zum Opfer fallen oder wenn sie nicht von irgendeinem Jäger über den Haufen geknallt werden. Trotz intensiver Bejagung, früher auch Begasung der Baue, dem auch andere Tiere zum Opfer fielen, ist der Fuchs noch nicht vom Aussterben bedroht. Dort, wo er stark bejagt wird, füllt er die entstandenen Nischen durch höhere Geburtenraten rasch wieder auf. In jüngster Zeit kommt es aber auch vor, dass unbesetzte Reviere durch Waschbären besetzt werden, die es dann dem Fuchs schwer machen, sich darin niederzulassen.

 

Für Naturfreunde zählt es mit zum schönsten Erlebnissen, Jungfüchsen beim Spielen vor dem Bau zuzusehen oder einen Fuchs zu beobachten, wie er auf einer Wiese dem Mäusefang nachgeht. Feinde hat der Fuchs außer dem Menschen kaum. Dort wo es sie gibt, können Luchse, Wölfe, Adler oder Uhus den Füchsen gefährlich werden. Letztere stellen insbesondere den Jungfüchsen nach. Da seit geraumer Zeit die Tollwut in unserer Region ausgerottet ist, wird von den Jägern der Fuchsbandwurm als Hauptgrund für die Bejagung der Füchse angegeben. Die Kadaver landen in der Mülltonne oder werden vergraben.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Josef Drefs.

 


Zinnoberroter Kelchbecherling
Zinnoberroter Kelchbecherling

 

30.01.2015

Eine wahre Augenweide

 

Der Zinnoberrote (Scharlachrote) Kelchbecherling (Sarcoscypha coccinea) ist eine wahre Augenweide. Mit einem prachtvollen Rot macht sich der Pilz dem Wanderer, der aufmerksamen Blickes durch den Wald streift, auf sich aufmerksam. Meist ist er gleich nach der Schneeschmelze im zeitigen Frühjahr zu sehen, bei günstigen Bedingungen bereits im Spätwinter. insgesamt aber kann er von etwa November bis Mai in den heimischen Wäldern gefunden werden. Bevorzugt wächst er an feuchten Orten auf abgestorbenen, modrigen, oft bemoosten Laubholzästen.

 

Die Form des Pilzes gleicht einer Schüssel oder einem Becher, woher er seinen Namen hat. Der Rand des Fruchtkörpers ist gelblich und wellig. Der Stiel ist nur 1 - 3 Zentimeter lang. Manchmal fehlt er. Außen ist der Pilz schmutzig-weiß bis ockergelblich. Die Sporen, die seiner Fortpflanzung dienen, erzeugt der Zinnoberrote Kelchbecherling in ungeheurer Zahl. Aber nur wenige von ihnen finden die zum Keimen erforderlichen Bedingungen vor. In Deutschland gilt der Pilz als selten. Auf der Roten Liste der gefährdeten Arten ist er als "gefährdet" eingestuft. Zinnoberrote Kelchbecherlinge zählen nicht zu den Speisepilzen. Das sind Gründe, den Pilz vollzählig und unbeschädigt an seinem Wuchsort stehen zu lassen, damit sein Fortbestand nicht gefährdet wird. Helmut Schwarzer entdeckte die auf dem Foto zu sehenden Prachtexemplare während einer seiner Exkursionen im Elztal.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Wetterstern
Wetterstern

 

21.01.2015

Ein Pilz sagt das Wetter voraus

 

Der Wetterstern, der 2005 Pilz des Jahres gewesen ist, gehört zur Familie der Erdsterne. Obwohl ihnen bunte Farben fehlen, zählen sie zu den malerichsten heimischen Pilzen. In Mitteleuropa gehören etwa 20 verschiedenen Arten zur Familie. In der Regel sind sie selten. Auch der Wetterstern, der auf dem Foto zu sehen ist, ist nicht häufig. Aber dort, wo er wächst, tritt er oft in größerer Zahl auf. Helmut Schwarzer, ein kenntnisreicher Botaniker und Pilzkenner aus Münstermaifeld, gelang die Aufnahme im Elztal. Der Wetterstern mag lichte, wärmebegünstigte Wälder und nährstoffarme Böden. Bei uns ist er fast nur in Regionen zu entdecken, in denen Weinbau betrieben wird – und in deren Randzonen.

 

Die Entwicklung des Wettersterns beginnt im Boden, wo er als Kugel heran-wächst. Hat diese eine bestimmte Größe erreicht, dann lugt sie aus dem Boden hervor. Oberirdisch teilt sich die kleine Kugel in zwei Schichten, wobei sich die äußere Schicht von der Kugel löst und schließlich in länglich dreieckige Lappen geteilt von ihr absteht. Das gibt dem Pilz das Aussehen eines Sterns. Der innere, kugelförmige Teil des Pilzes, ist der Sporenbehälter. Nur wenn es feucht ist, öffnen sich die Lappen. Trifft dann ein großer Regentropfen auf den Sporenbehälter, reißt dieser oben ein und die Sporen können sich – wie bei einem Bovist – verteilen. Bei zu trockener Luft umschließen die Lappen die Kugel wieder. Die Menschen in früheren Zeiten nutzten diese Eigenart des Pilzes als eine Art Wettervorhersage.

 

Erdsterne sind nicht genießbar. Sie sollten ohnehin wegen ihrer Seltenheit geschont werden.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: Helmut Schwarzer.

 


Sperber landet auf Stacheldraht
Sperber landet auf Stacheldraht
Sperber im Schnee
Sperber im Schnee
Sperber gelandet
Sperber gelandet

 

29.12.2014

Aufregung am Vogelfutter-Haus

 

Sperber sind Überraschungsjäger. Blitzschnell stoßen sie zu. Meist sind es Singvögel bis etwa Eichelhähergröße, die ihnen im Flug in die Fänge fallen. Es kommt sogar vor, dass Sperber ihre Beute zu Fuß ins Buschwerk verfolgen. Die meiste Zeit des Jahres sind die Sperber in Wäldern, deren Randbereichen oder in Heckenregionen zu beobachten. Dort, wo die Landschaft abwechslungsreich ist, busch- und gehölzreich, kann man Sperber auf Beuteflug beobachten. So zählt beispielsweise das Nettetal und die angrenzende Feldlandschaft zu den Regionen, wo der Greifvogel regelmäßig zu sehen ist.

 

Jetzt, zur Winterzeit, ist die „kleine Ausgabe des Habichts“ aber auch in den heimischen Gärten, die im Ortsrandbereich liegen, anzutreffen. Die Winter-Vogelfütterungen haben es ihm angetan. Dort kann er Beute machen. Schnell hat er „spitz bekommen“, wo sich die Futterhäuschen befinden und wo viel Betrieb ist. Dort gibt es auch für ihn „Futter“. Immer mal wieder fliegt er die Gärten ab, schießt blitzschnell hinter einer Hauswand oder hinter einer Gartenhecke hervor und greift sich einen unvorsichtigen Sperling oder eine Meise, die nicht rechtzeitig Schutz finden konnte. Zwar gelingt nicht jeder Angriff, aber hin und wieder muss ein Kleinvogel dran glauben. War der Überfall erfolgreich, dann herrscht für einige Zeit Ruhe an der Fütterung. Erst wenn die Luft rein ist, wagen sich die verschreckten Spatzen, Meisen, Finken etc. wieder aus der Deckung hervor. Und wenn sie schon im Vorfeld eines Überfalls den Sperber gewahr werden, dann reicht ein Warnruf, und alle stieben auseinander, um nur ja nicht ein Opfer des Beutegreifers zu werden.

 

Wie bereits erwähnt, nutzen Sperber abwechslungsreiche Landschaften mit einem ausreichenden Angebot an Kleinvögeln als Jagdrevier. Sperlinge, Finken, Goldammern, Singdrosseln, Lerchen und Meisen zählen u. a. zu seinem Nahrungsspektrum. Ihren Horst bauen die Tiere in Bäumen, die eine gute Deckung bieten, bevorzugt werden dabei Fichten. Reine Laubwälder werden von Sperbern kaum besiedelt.

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio.

Bild: NABU/Hartmut Knöffel (o.,u.r.); NABU/Karl-Heinz Euskirchen (u.l.).

 


Wachsame Nilgans auf einem hoch über dem Elzbach gelegenen Felssporn
Wachsame Nilgans auf einem hoch über dem Elzbach gelegenen Felssporn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12.2014

Nilgänse im Elztal

 

Nilgänse gehören seit einigen Jahren fast schon zum alltäglichen Erscheinungsbild der heimischen Fauna. Der nebenstehende Vogel machte mit zwei weiteren Exemplaren seiner Art lauthals auf einem hoch über dem Eltzbach gelegenen Felssporn auf sich aufmerksam, wobei sie stets wachsam ihr Umfeld im Auge behielten.

 

Die Heimat der Nilgänse ist Afrika. Schon vor mehr als 200 Jahren wurden sie in Europa als Ziervögel eingeführt. Entwichene Gefangenschaftstiere sorgten dafür, dass sich in freier Wildbahn Populationen bildeten. Entlang des Rheins breiteten sich seit den 1970er-Jahren innerhalb kurzer Dauer Tiere aus einer in den Niederlandern ansässigen Population aus. Zwischenzeitlich ließen sie sich auch an den Rhein-Nebenflüssen nieder. Im Zuständigkeitsbereich der SGD Nord dürfte nach Ansicht der Ornithologen die Anzahl der Brutpaare zwischenzeitlich die 200er-Grenze überschritten haben. In vielen Bachtälern und auf den Getreidefeldern des Maifeldes sind die Tiere, nicht selten auch in größerer Zahl, regelmäßig zu beobachten.

 

Nilgänse brüten in Greifvogel- oder auch in Krähennestern. Baumhöhlen- oder Gebäudebruten sind ebenfalls nicht selten. Darüber hinaus sind ihre Nester in Röhrichten und Felsbereichen zu finden. Zur Brutzeit zeigen sie sich in ihrem Revier als aggressiv. Andere Entenvögel werden meist nicht geduldet. Die Nahrung der Nilgänse besteht in erster Linie aus Gräsern. Aufgrund ihrer hohen Nachwuchsrate zählen sie in vielen Bundesländern zu den erfolgreichen Neubürgern (Neozoen).

 

Text: NABU/Franz-Josef Dosio. Bild: NABU/Franz-Josef Dosio.